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Donnerstag, 6. November 2008

JAN OIDIUM, NORMAN WINTER, GERD KORNMANN, ALEX HORNBACH • Teiser Band 1


(Metal-)Comic & Hörbuch

Den Oidium-Verlag kennen einige vermutlich schon als Haus- und Hofverleger des Wacken Open Air. Dort erschien unter anderem die Festivalhistory, das vom Burgwächter verzapfte "Die Wahrheit über Wacken" und der Comic "Fire & Steel". In den vier Heften wurde auch der großmäulige Alleskönnenwoller Teiser Oitiontiser eingeführt. Nun hat Teiser sein eigenes Refugium bekommen. In den drei schwarzweißen Comicstorys versucht der Burgherr die Welt von seinem künstlerischen Genie zu überzeugen. Ihm zur Seite stehen sein Scherge Beppo Thunderforce, der Wurm Wurm, Igel der Igel, Hans der Vogel und Oggi Ogganacka-Gu, ein Schamane, der nicht nur die ganze Zeit komischen Stuss labert, sondern auch noch reihenweise Hühner blutig dahinopfert. In "Kuba" macht sich die Bande auf den Weg nach Kuba, landet aber konsequenterweise in Ägypten, wo er unverdrossen eine Kunstaustellung organisiert, die in einer Schlacht endet, bei der auch Hühner als Waffen zum Einsatz kommen. In "Kauf bei Teisers!" eröffnet der Großkotz einen Supermarkt und im komplett mit in Reimen gesprochenem Dialogen "Poesie" landet er sogar auf seiner Missionierungstour bei den Fischen.

TEISER, von Verlagschef Jan Oidium geschrieben und Norman Winter gezeichnet ist ein Comic mit flächigen Zeichnungen und flachen Gags. Die Storys sind teilweise völlig wirr und der manchmal chaotische Bildlauf macht den Konsum auch nicht leichter. Richtig dolle ist das nicht, aber wenn Wurm mangels Armen mit der Rübe auf Klavier- und Kassentastaturen einmosht, die Blackmetalheads Loki & Heimdall mitmischen oder der kleine Vogel Hans als Frachtflieger fungiert, dann hat auch TEISER seine Momente. Und damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Winter hat einen kompetenten Strich, es hakt nur manchmal, wenn hektische Dynamik das Bild beherrscht. Warum bei seinem Zeichenstil allerdings auf Farbe verzichtet wurde ist mir schleierhaft (für TEISER-Fans: *nichtraff*).

Wem das nicht reicht, für den liegt eine weitere Folge in Form eines Hörbuchs vor. Um das aus dem Buch lösen, muss man leider fast das Backcover fetzen. Die Geschichte in dem 30minütigen Hörspiel ist um einiges metalorientierter, als die Comics. TEISER organisiert das von Millionen erwartete Planet King – Konzert (den Sänger mimt Martin Kesici!) und befürchtet einen Sabotageakt seines Erzfeindes Dark Even McBaron.

Natürlich ist das Ganze von charmanter Amateurhaftigkeit, aber eigentlich ist das in der heutigen perfektionsfanatischen Zeit sehr erfrischend. Ein echter Punktabzug geht aber ganz klar an das abrupte Ende. So was macht man nicht. Und der "Hans, der Vogel"-Song ist auch nur für Masochisten mehr als einmal genießbar.

Unterm Strich bleibt ein okayer erster Versuch. In Zukunft sollten sich Jan und Co. darauf konzentrieren eine(!) Story zu schreiben und zu zeichnen, die dann aber vernünftig. Auch etwas mehr Mut zu anarchischem Humor (Peter Bagges' "Hate" oder alte "Werner" könnten da Pate stehen) sollte möglich sein. Das Ganze könnte man dann als Heft rausbringen, ergänzt um Onepager und Toons mit Loki & Heimdall oder Hans. Denn wenn 9,90 € nur ein Einführungspreis sein soll, dann fragt sich Hörspiel und Albumformat hin oder her, wer TEISER regelmäßig kaufen soll.


Januar 2006

TILL BURGWÄCHTER & JAN OIDIUM • Zwischen Aasbüttel & Valermoor - Die Wahrheit über Wacken


Printmetal

Till Burgwächter zum dritten.

Nach „JGTHM – Jur Geit tu Hewi Metal“ und „Schmerztöter“ erklärt der Mann mit dem Bart ein weiteres Mal die große weite Welt des Metal. Diesmal ist er allerdings nicht allein. Comiczeichner und Verleger Jan Oidium hatte die Idee zum vorliegenden Band „Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken“ und steuert einige Illustrationen bei. Der weitere Unterschied zu den Vorgängern ist schon im leicht zu merkenden Namen zu finden. Diesmal geht es um das meistgeliebte und meistgehasste Metalfestival Deutschlands: das Wacken Open Air.

„Liebe Gemeinde, es ist an der Zeit, ein Festival zu feiern, wie es so gebaut in Deutschland nirgendwo ein zweites gibt. Hier ist es zu Haus. Aus dem norddeutschen Dorf, das als erstes nur nach dem Reinheitsgebot des Heavy Metal lärmte und bis heute lärmt. Wacken. Das Wacken Open Air (kurz: W:O:A) ist zweifellos das FC Bayern München unter den Festivals. Der einzig noch verbliebene Ostklub Hansa Forcestock setzt mit voller Kraft auf stilistisch-taktischen Mischmasch und hat mit seiner zweifelhaften Anhängerschaft zu kämpfen. Der VfB Stutthead hält mit schwäbischer Betonköpfigkeit an seiner Ein-Bühnen-Taktik fest, was vielleicht noch für den UI-Cup reicht, zu mehr aber auch nicht. Tja, und was kann man noch über die Borussia Dorthard sagen, die ihre Heimspiele ausgerechnet in Gelsenkirchen austrägt? Nun, wer nichts weiter zu tun hat, als permanent die eigene Finanzmisere zu bejammern, sollte vielleicht mal über einen Gesundschrumpfungsprozess in der Regionalliga nachdenken. Ein harter Gang, aber wer rocken will, muss Gitarre spielen lernen. Und vielleicht endlich mal Lars Ricken verhökern.“

Schon im Vorwort wird klar, das Stinkstiefel Till wieder kein Blatt vor den Mund nimmt. Gnadenlos nimmt er jedes Metalklischee aufs Korn und stellt reihenweise dusselige Musiker, Fans und Riten bloß. Und letzten Endes heißt das Resümee aber immer: Metal ist die schönste Nebensache der Welt. Till ist Vollblutmetaller und Vollblutsatiriker. Formal bleibt er seinem Stil treu. Wie beim „Geit“ und „Schmerztöter“ bildet den Hauptteil des Buches ein Lexikon, das Themen behandelt wie „Gäste, die“, „Bändchen, bunte“ oder „Met, plörriges“. In kurzen Abschnitten nimmt einem Till bei den Patschehändchen, zeigt einem die Fischbude, warnt vor dem Döner, beleuchtet zombische Aktivitäten und deckt Skandale auf. Der Großteil des Wackengeländes liegt nämlich gar nicht in Wacken und das Wasser ist keine eisenhaltige Plörre, wie der Sanitärservice behauptet, sondern schlicht dreckige Plörre.

„Heimschläfer, poserhafte [...] Heim meint in diesem Fall [...] nicht „zu Hause“, denn das dürfte maximal 0,89 Prozent der Wacken - Besucher betreffen. Vielmehr geht es hier um die Schlappschwänze, die ihren Arsch in Pensionen oder Hotels unterbringen und sich somit der nächtlichen Hardcore – Party entziehen. Beim Bunde gibt es für ein solch fahnenflüchtiges Verhalten Stromstöße bis die Schneidezähne qualmen beziehungsweise ein Reporter vom Spiegel den Skandal aufdeckt. solche Wimmerlinge gehören nicht zur Truppe, das ist nicht true! Sagen jedenfalls die Zelter, die in diesem Fall in der Überzahl sind. Ich als Pensionsschläfer sage jedoch: Leckt mich am Arsch. Ein Bett ist was feines, frischer Kaffee auch und bevor ich mir auch nur eine Nacht um die Ohren schlage, weil der Blödmann nebenan morgens um fünf die Excrementory Grindfuckers hören muss, verzieh ich mich lieber in mein Einzelzimmer. All Hail To abschließbare Türen!“

Neben dem Lexikon blickt Till zurück auf sein erstes Wacken, deckt auf, wieso Iron Maiden und W:O:A nie unter einen Hut kommen, wie das Festival in anderen Ländern ablaufen würde und dichtet Hymnen für das Open Air. Letztere kann man über bekannte Songs singen beziehungsweise grunzen. Zuerst dachte ich „Och, nö“, aber die Lieder für Wacken sind echte Brüller. Für die Sterngläubigen unter den Festivalgängern gibt es dann auch noch einen Schwung Horoskope.

„Waage (24. September bis 23.Oktober)
Allgemeine Eigenschaften: charmant, teamfähig, diplomatisch, unentschlossen
Als Teamplayer werden sie am Freitag auf eine harte Probe gestellt. Zwei ihrer Freunde wollen um 18 Uhr unbedingt zur Party Stage, während die anderen drei die True Metal Stage bevorzugen. Dank Ihres diplomatischen Geschicks reißen sie die Diskussion an sich und vermitteln zwischen den feindlichen Lagern. Der gesamte Tross begibt sich auf Ihr Geheiß zur Karaoke Stage, wo ein paar besoffene Vollidioten Songs von Judas Priest kaputt grölen. So hat keiner bekommen, was er wollte und sie erhalten die Quittung dafür. Da sie aber so verdammt charmant sind, gibt es von jedem nur eins auf die Fresse.“

Wer Till Burgwächter bisher gut fand wird auch an der „Wahrheit über Wacken“ seinen Spaß haben. Das Buch ist deutlich kompakter gehalten als seine Vorgänger und liest sich auch auf der Festivalwiese und/oder angenattert locker weg. Die Zeichnungen von Jan Oidium tun ihr übriges, um das Lesevergnügen aufzulockern. Jan ist übrigens nicht nur Zeichner sondern auch Namensgeber des Jan Oidium Verlags. Der verlegte auch schon das Wackenbuch und den Wacken Metaldreamgirlskalender. Kein Wunder also, das dieses Buch zustande kam. Wer aber nun eine 110-seitige Lobeshymne auf den norddeutschen Bühnenzauber erwartet, irrt. Till spart nicht mit kritischen Seitenhieben Richtung Organisation und Fussvolk. Er spricht auch unangenehme Themen, wie die politische Korrektness an, mit der man es auf der Kuhwiese nicht so ganz ernst nimmt. Dabei bleibt er aber stets fair, auch wenn er seltsame Riten, wie das Pfandbecher-aus-der-Pissrinne-klauben und andere Unfeinheiten der Besucher aufs Korn nimmt. Wer übrigens noch nie auf dem Wacken Open Air war, kann trotzdem bedenkenlos zugreifen. Insiderwissen ist nicht gefragt und das meiste trifft auf eigentlich jedes gängige Metalfestival zu.

Fazit: keine hohe Literatur, aber die hohe Schule des Outdoor-Metal.

„Zwischen Aasbüttel und Valermoor – Die Wahrheit über Wacken“ von Till Burgwächter und Jan Oidium ist im Oidium Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich“
ISBN: 3-9809697-5-4


August 2005

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