Reviews GHI

Mittwoch, 27. Mai 2009

HEAVEN & HELL • The devil you know


Doom/Heavy Metal


Reunions sind in der Regel eine sichere Bank, um den Finanzhaushalt für die Rockerrente zu sichern. Mehr kommt dabei in den seltensten Fällen bei raus.
Daher ist die Vorfreude auf ein neues Album von „BLACK SABBATH“ mit Dio als Frontmann eine eher verhaltene. Um so erfreulicher, das „The devil you know“ mehr als nur zufrieden stellen kann und tatsächlich mehr als die Summe der einzelnen Teile ergibt. Als hätten die erwürdigen Herren mal so eben zwei, drei Jahrzehnte Ballast über Bord geworfen, entpuppt sich das Album als ein schwarz glänzender Diamant. Dio singt wie ein manischer junger Gott und Tony Iommi zaubert sich ein Prachtriff nach dem anderen aus den Seniorenfingern.
Entsprechend dem düsteren und überraschend blasphemisch-provokantem Cover zeigen HEAVEN & HELL der heutigen Generation über weite Strecken, wo der Hammer of Doom wirklich hängt. Im Gegensatz zu anderen Slow Motion – Rockern, schaffen es die vier Herren allerdings jedes Mal, wenn die Eintönigkeit droht, das Gaspedal durchzutreten. Da ist das treibende „Double the pain“, das zu Recht zur Singleauskopplung erkorene „Bible black“, das rabenschwarze „Follow the tears“, das sogar manchem Schwarzmetaller den Schweiß auf die Stirn treiben dürfte oder der Rocker mit dem geilen Titel „Eating the cannibals“, auf der Platte ist einfach kein Ausfall zu vermelden. Hier wird das Rad nicht neu erfunden, aber die Karre amtlich aufgemotzt.
Wer auch nur im Entferntesten auf so eine Mucke steht, für den ist „Ther devil you know“ ein Pflichtkauf, zumal die Produktion organisch und wuchtig aus den Boxen knallt ohne technische Plastikscheiße.
Hol mich der Teufel!


Weitere Reviews:

Freitag, 2. Januar 2009

INTO THE VOID • Love for a lifetime


Gothicrock


So richtig falsch machen INTO THE VOID eigentlich nichts. Gefällige Riffs, nettes CD-Artwork, mal cleaner Gesang ohne Trälleralarm, mal tiefe Grunts, solide Songs und recht abwechslungsreiche Ideen. Woran liegt es also, das mich "Love for a lifetime" nicht vom Hocker haut?

INTO THE VOID aus Goslar sind im populären Gothic der frühen Neunziger verankert. Die Songs sind eher flott als das sie sich in doomige Gefilde verirren, Keyboard – Einsprengsel und manch thrashiges Riff sorgen für Abwechslung. Der Haken an der Sache: die Band schafft es nicht, in irgendeinem Punkt Akzente zu setzen, die sie unverwechselbar machen. Und das ist nun mal unverzichtbar bei einem Stil, der eigentlich schon einige Jahre ad acta gelegt ist. Es gibt niemanden, der auf so was gewartet hat.

Und selbst wenn dem nicht so wäre, kommen INTO THE VOID über solides Songwriting nicht hinaus. Kann man sich anhören, aber wirklich hängen bleibt da nix.

November 2006

INTERDICTION • War fetish


Deathmetal/Thrash


Im 10.Jahr ihres Bestehens veröffentlichen INTERDICTION mit "War fetish" ihren vierten Longplayer. Da ist ein "Happy birthday" durchaus schon mal angebracht. Der neue Silberling mit dem sehr unmetallischen Cover wird unter dem kultigen Signum "Hackflesh Records" in Eigenregie vertrieben.

Die Band hat einen langen Weg hinter sich: in Bielefeld gegründet zerfiel das Line-Up nach gut fünf Jahren und die Band wurde von Sebastian Wronker (git.) im Alleingang weitergeführt und nach Dortmund umgesiedelt. Dort fand er neue Mitstreiter, so das INTERDICTION heuer wieder in voller Zahl antreten kann. Aber kann sich bei soviel hin und her überhaupt die Identität der Band erhalten? Ja, das geht durchaus. Wie gewohnt ballert sich die Combo durch Deathmetal mit Thrashkante, zumeist im Midtempo stampfend und groovend, GOREFEST nicht unähnlich. Hier gibt es kaum technisches Hochgeschwindigkeitsgefrickel, hier wird die Daumenschraube Stück für Stück angezogen. Natürlich geben sie zwischendurch auch mal Gas, aber am besten sind sie tatsächlich, wenn sie die Abrissbirne langsamer kreisen lassen.

Value for money: insgesamt 15 Tracks beinhaltet "War fetish". Die Produktion ist für eine Eigenschmiedung recht amtlich. Da kann man die Anlage auch mal richtig weit aufdrehen, um den Nachbarn zu ärgern. Das nicht jede Nummer ein Hit ist: geschenkt. Im Gegenzug ist auch kein Ausfall zu vermelden, dafür aber einige echt starke Nummern. Auch die Coverversion von "Never let me down again" besteht den Hörtest. Da verzeiht man auch den etwas merkwürdigen letzten Track (Eierabkneifen für Romantiker?).

Insgesamt ist "War fetish" eine runde Sache geworden, die es durchaus verdient hätte, über eine reguläre Plattenfirma veröffentlicht zu werden.


November 2006

INFINIGHT • Sea of knowledge


Powermetal


Ein bisschen doof guckt man schon aus der Wäsche, wenn "Sea of knowledge" im CD-Player kreiselt. Noch mal die Hülle in die Hand genommen und ganz genau nachgeguckt: Nein, da ist wirklich kein Labelaufdruck, kein Hinweis auf Plattenfirma oder Vertrieb. Es handelt sich tatsächlich um eine Eigenschmiedung der Saarländer.

Und allein das Outfit der Platte nötigt Respekt ab: so ein toll gestaltetes Booklet habe ich selten bei einer Eigenproduktion gesehen. Von einem "Demo" kann hier beim besten Willen keine Rede sein. Aber auch die Mucke des Quintetts kann sich hören lassen. Nicht umsonst sind in der Bandinfo NEVERMORE und ICED EARTH als Einflüsse genannt: INFINIGHT kloppen einen US-amerikanisch orientierten Power Metal raus, der sich gewaschen hat. Und der ist so solide komponiert, arrangiert und produziert, das man sich eine kleine Maulsperre schwerlich verkneifen kann.

Perfekt ist das allerdings dann doch nicht ganz. Allerdings handelt es sich hier nur um einen kleinen Meckerpunkt: manchmal hat man schon das Gefühl, das die Zeit bzw. die Produktionskosten drängten. Vor allem der Gesang ist bei zwei, drei Tracks nicht ganz so ausgefeilt, wie er es sein könnte und bei den anderen Songs ja auch ist. Aber, meine Fresse, das bleibt wirklich der einzige echte Kritikpunkt. Ansonsten ist alles da, was ein Album braucht: kompakte Rocker, lange progressive Brocken, balladeske Momente und Vollgasparts. Wer auf Amimetal steht, für den ist "Sea of knowledge" nicht weniger als Pflichtprogramm. Außerdem könnt ihr dann später behaupten: "Ich war von Anfang an dabei!"

Dezember 2006

IN CASE OF FYR • Reap what you sow EP


Metalcore / Modern Metal


Wenn sich ein Management bereits im Demostadium um eine Band kümmert ist man als Rezensent durchaus geneigt, dieser Band eine höhere Aufmerksamkeit zu widmen. Im Falle von CASE OF FYR nimmt man ob der "Fyr"-Namensschreibweise zunächst vielleicht an, es handle sich um eine Vikingmetalband. Aber weit gefehlt.

ICOF wären gerne das Sinnbild einer modernen Band, z.B. wird das A in "CASE" durch ein Feuerwarnschild ersetzt. Huch, wie urban. Dazu passend wird eine Mucke (drei Songs plus einer ziemlich witzlosen Coverversion von "Dancing with tears in my eyes" und einer alternativen Version des Openers "Bitter and betrayed" mit HATE SQUADs Burkhard) serviert, die mehr "Metal" als "Core" ist und sich gerne bei neuen Metalbands der Marke SHADOWS FALL und KILLSWITCH ENGAGE bedient. Das machen die Hannoveraner auch ganz knorke, dummerweise hat man das in den letzten zwei, drei Jahren im wahrsten Sinne bis zum Erbrechen gehört hat. Wer sowas braucht?

Gute Frage, nächste Frage.

April 2007

ILL-SANITY • From down below


Melodic Death


Sitten sind das hier... Da kommt mir ein nettes Päckchen von Limited Access Records ins Haus geflattert, Inhalt unter anderem das ILL-SANITY-Demo. Keine Info. Nur die CD, im Booklet eine Bemerkung mit Kuli gekritzelt: Promoversion Album=14 Tracks. Damit muss man dann arbeiten.

Aber man ist ja nicht doof. Die Homepage der Band gibt Aufschluss: "From Down Below" wurde Ende 2003 als Demo eingespielt und nun von LA-Records vertrieben. Blöderweise steht da nix von, ob eine Nachbearbeitung stattfindet oder sowas. Egal.

Eine Überarbeitung wäre auch nicht vonnöten. Die Produktion passt nämlich. ILL-SANITY frönen einer ganz eigenen Variante des Todesmetalls wie er Anfang der Neunziger Usus war. Und eigentlich ist das alles gar kein Death. Fragt mich nicht warum. Die Trademarks stimmen: Growls, schnelle und doomige Parts, düstere Texte. Trotzdem ist es kein Death, ums Verrecken nicht.

Vielleicht liegt es an der progressiven Note des Quintetts. Die Band lässt sich nämlich gar nicht erst auf ein Korsett aus Konventionen ein. Traditionell und trotzdem erfrischend anders wechselt man zwischen Mid- und Uptempo, streut immer wieder neue Elemente ein und wechselt auch mal fröhlich die Sänger. Das macht, bei angemessener Düsternis, einen Heidenspass.

Richtig absurd wird das Ganze dann beim abschließenden "Opening your grave", einer Mischung aus DEATH und FAITHLESS (das ist ne Technocombo...). Mutig, eigenständig, lässig. Coole Band.

Januar 2005

ICED EARTH • I walk among you EP


Powermetal


Ripper Owens kann einem Leid tun. Erst fliegt die singende Auswechselbank bei JUDAS PRIEST raus, jetzt hat ihn Jon Schaffer vor die Tür gesetzt und Rippers Vorgänger Matt Barlow wieder ins Boot geholt.

Mit "I walk among you" liegt nun das erste Lebenszeichen der neuen alten Formation vor. Die EP bietet einen Ausblick auf das kommende Album. Der Beinahe-Titeltrack und einzige neue Song auf der 3er-Scheibe "I walk alone" ist ein fett groovender, aber ansonsten recht unspektakulärer Song. Jede andere Band würde sich für so was vermutlich diverse Körperteile abhacken für so was, aber im ICED EARTH – Kontext ist der Song eher oberes Mittelfeld. Die beiden anderen Tracks, von dem "The clouding" durch seine gewaltige Steigerung besonders positiv heraussticht, kennt der geneigte Fan bereits von "Framing armageddon...". Barlow hat sie neu eingesungen und zeigt so deutlich auf, was Ripper Owens große Schwäche ist: er ist ein toller Sänger, aber seine Stimme trägt halt keinerlei Persönlichkeit in sich.

Ein unaufgeregter Ausblick auf das im Herbst kommende Album.

Juni 2008

HUMAN PARANOID • Breed of Cain


Thrash


HUMAN PARANOID holen zum Erstschlag aus. Nach dem 2004er Demo „Pathogenes of war“ und zahlreichen bejubelten Gigs wurde es Zeit für ein erstes Rennen über die volle Strecke. Das Warten hat sich durchaus gelohnt.

Der Bastard hört auf den Namen „Breed of Cain“ und ist ein wirklich fieser Straßenköter. Erneut haben HP ihren Oldschool-Thrash in Eigenregie ins Aufnahmepult gebrettert, aber im Vergleich zu „Pathogenes..“ hat sich soundmäßig einiges getan. Elf Geschosse werden dem geneigten Hörer vornehmlich mit Vollgas um die Ohren gehauen, ohne das man die fette, aber oft auch sterile Produktion eines „Profis“ vermisst. Der räudige Sound passt erstklassig zu den hasserfüllten kehligen Vocals von Fronter Phil und in keinem Moment klingt das Instrumentarium schrottig oder schwachbrüstig.

Obwohl Aggression als Oberbegriff über dieser Scheibe schwebt haben es HP mit Songs wie dem Titeltrack, „Human/Paranoid!?“, „Faceless killer“ oder „Thrash till death“ auch so manchen Ohrwurmkandidaten am Start. Von „Pathogenes..“ hat es nur „Butcher me“ rübergeschafft, alle anderen Tracks sind neu.

Das hier kein einseitiges Geschrabbel zelebriert wird unterstreicht „Schöne Jugend“, dessen Text vom expressionistischen Dichter Gottfried Benn stammt. Wenn man bedenkt, das dieses Gedicht schon über siebzig Jahre auf dem Buckel hat, dann sollten sich einige Möchtegern – Splatterbands mal umgucken. Ebenfalls aus der Reihe fällt die Alternative Version von „Human/Paraniod“, bei der Phil Unterstützung durch die RAUMLOS – Sängerin Rosie erhält. Das Arrangement gibt dem Song schon fast die Züge eines Gothictracks.

“Breed of Cain“ ist eine durchweg coole Scheibe geworden, die übrigens auch vom Artwork her zu gefallen weiß. Wer sich das Teil nicht zulegt ist entweder Thrashverachter, taub oder unzurechnungsfähig. „Are you paranoid?“ Yes, I am.

März 2006


Weitere Reviews:

HROMOVLAD • Ohňa hlad, vody chlad


Pagan Metal


Huch, es brennt ein Strohmann in des Waldes See... Das riecht nach urtümlichen Riten. Und wahrhaftig, Black Metal – Puristen und überzeugte Folkhasser dürfen sich guten Gewissens mit Grausen abwenden. Bereits im zweiten Song schlägt die fiese Flöte zu und bildet den fröhlichen Kontrapunkt zu aggressivem Schwarzmetall. Da stellt sich einmal mehr die Sinnfrage nach bösem musikalischem Tun, wenn dann Elemente mit eingebracht werden, die besser zu einem Kindergeburtstag auf Ronja Räubertochters Burg passen würden.

Die Frage ist schnell beantwortet: love it or hate it, dazwischen gibt es eigentlich nix. Und wer mit so einer Art Mucke was anfangen kann, sollte auf jeden Fall mal die Viererbande von HROMOVLAD anchecken, denn im Gegensatz zu den meisten Genrekollegen tummeln sie sich nicht im finnischen Wald, sondern gehören zum Volk der Slowaken, in dessen Idiom die Songs intoniert werden (Eine Übersetzung ins Englische findet sich im Booklet). Damit haben sie zumindest einen gewissen Exotenbonus inne.

Leider nützen HROMOVLAD ihre Wurzeln nicht konsequent aus. Bis auf den Einsatz von Percussion, Mundorgel, Pfeifen und Flöten ist wenig von der speziellen Magie slawischer Musik zu hören, der oft etwas wunderbar schwermütiges anhaftet. Und der Pagan Metal der Combo als solcher unterscheidet sich wenig von den Genrekollegen. Da hilft auch der starke Titeltrack wenig. Gut gemacht, aber davon gibt es einige.

Dezember 2007

HOOKERS II • Black visions of crimson wisdom


Deathrock


Noch so ein Geheimtipp, warum auch immer. Irgendwo zwischen Entombed, Nashville Pussy, Black Sabbath und Hellacopters hätte eigentlich ein Plätzchen für die Hookers sein müssen.

"Maximum Overdrive" heisst der zweite Song auf dieser Scheibe und gibt das Motto an: Vollgas auf einer dreckigen Strasse, das Radio brüllt und Öl fließt auf den Asphalt. "Black Visions.." ist ein fieser Klotz Hochgeschwindigkeit mit gelegentlichen Doompassagen (flüssiger Teer oder sowas...), die in ihren besten Momentan an Black Sabbath erinnern.

Es ist echt schade, das HOOKERS II nie der Erfolg beschieden war, den sie verdient haben. Während andere auf dem Deathrock-Zug in die grossen Hallen fuhren lösten sich HOOKERS II resigniert und nahezu unbemerkt vor zwei Jahren auf. Ein halbes Dutzend Platten, ein Livealbum inklusive haben sie uns hinterlassen.

"Black Visions..." ist nach einer knappen halben Stunde durch. Das ist ganz gut so. Sonst fliegt einem der Motor um die Ohren. Hammer, das Teil.

September 2004

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