Reviews DVDs

Donnerstag, 6. November 2008

VARIOUS • Roadrunner Roadrage 2006 DVD


Sampler

Wer erinnert sich nicht daran? Da klebte man vor dem Fernseher, bis sich jemand bei MTV & Co mal erbarmte ein vernünftiges Video zu zeigen. Und dann wurde panisch am VHS – Rekorder herumgefummelt. Wie bei den ebenso zusammengestellten Kassettensamplern war das Ergebnis reichlich unbefriedigend, zumal die Bänder allzu schnell an Qualitätsverlust litten. Mit dem DVD – Zeitalter kamen dann die vernünftigen Videocompilations. Hallelujah!

Auch bei Roadrunner gibt es ein eigenes Format. ROADRAGE 2006 bietet 29 Tracks: jeweils einen von STONE SOUR, 36 CRAZYFISTS, OPETH, DEVILDRIVER, HATEBREED, CHIMAIRA, ROADRUNNER UNITED, CALIBAN, KHOMA, SATYRICON, BLEEDING THROUGH, MOST PRECIOUS BLOOD, TERROR, WEDNESDAY 13 und SEVENDUST. Zweimal vertreten sind TRIVIUM, SOULFLY, EVERYTIME I DIE, ILL NINO und NICKELBACK. Dazu kommen Livetracks von SLIPKNOT, KILLSWITCH ENGAGE, MACHINE HEAD und FEAR FACTORY.

Alle Songs sind von den aktuellen Scheiben der Bands und die Videos von guter bis hoher Qualität. Der Sound wurde komplett angeglichen, so das sich ROADRAGE 2006 auch gut macht, wenn man die DVD auf einer Party nebenher laufen lässt.

Natürlich ist die Auswahl Roadrunner – typisch eher am Modern Metal orientiert und Extras gibt’s keine, aber da die Kiste als Low Price – DVD in die Regale kommt, ist sie damit wertiger als so mancher CD – Sampler. Feine Sache.

September 2006

PORCUPINE TREE • Arriving somewhere... DVD


Progressive Rock

Wow. Soviel vorweg.

PORCUPINE TREE gehörte bisher nicht so sehr zu den Bands, die ich auf meiner persönlichen Rechnung hatte. Das wird sich nach dieser Doppel-DVD mit ziemlicher Sicherheit ändern. Für den Hauptteil wurden zwei Shows in Chicago aufgezeichnet. Das Set umfasst siebzehn Songs aus der bisherigen Karriere der Band um Chef Steve Wilson, der auch die Verantwortung über "Arriving somewhere.." übernommen hat. Und damit hat er einen verdammt guten Job abgeliefert.

Wilson, der aussieht wie ein harmloser verhinderter Soziologiestudent und seine Mitstreiter sind angenehm zurückhaltende Musiker, die lieber ihre Musik für sich sprechen lassen. Das kommt weniger dick aufgetragen rüber als die Vorbilder aus den Siebzigern und nicht so heavy wie bei DREAM THEATER oder THRESHOLD und längst nicht so düster wie TOOL & Co. PT sind ihr ganz eigener Aspekt der neuen Progwelle, manchmal poppig, manchmal aggressiv, aber niemals angeberisch. Ihre Kunst kommt im wahrsten Sinne von hinten. Man genießt einen Song und als erstes fängt man an über die Rhythmusarbeit nachzudenken. Dann die Keys, die Gitarre, den Bass. Man bestaunt die Arrangements. Prog für Leute, die Prog hassen. Visuell unterstützt von einer schönen Lichtshow und Videoprojektionen. In Verbindung mit einem atmosphärischen Saal ergibt das ein Konzert, bei dem man nur allzu gerne dabei gewesen wäre. Als reiche das nicht, ist das von zahlreichen Kameras perfekt eingefangene Bildmaterial noch nachbearbeitet worden. Grafische Spielereien, Farbverfremdung oder Schwarz-Weiß-Sequenzen sind hier absolut im Konsens eingebettet und dienen keinem Selbstzweck. Toll.

Auf Disc 2 finden sich noch zwei weitere Songs ("Futile" und "Radioactive toy"), die beim ROCKPALAST – Auftritt mitgeschnitten wurden und sich Sound- und Bildtechnisch natürlich nicht hinter der Hauptdisc zu verstecken braucht. Weiterhin findet sich der stimmungsvolle Clip zu „Lazarus“, eine gute Bildergalerie, drei der Liveprojektionen kann man auch mal isoliert vom Auftritt betrachten, was bei den aufwändigen Clips durchaus Sinn macht und zum guten Schluss beweist der "Cymbal song" nicht nur, mit was für einer unglaublich cleveren Band man es hier zu tun hat, sondern das Trommelbecken generell völlig unterbewertet werden.

Zur Auswahl steht der Sound in 2.0 und 5.1. "Arriving somewhere.." ist eine der besten Live-DVDs, die ich seit langem gesehen habe. Definitiv ein Pflichtkauf für jeden Fan und eine Messlatte für andere Bands. Groß! Und auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wow!

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Oktober 2006

MOTÖRHEAD • Stage fright


Rock'n'Roll

Die vorliegende DVD dokumentiert den Motorkopf-Gig während der "Inferno"-Tour in der Düsseldorfer Phillipshalle. Und gleich die erste Minute lässt erkennen: es gibt deutlich charmantere Locations. Die Phillipshalle hat ungefähr soviel Charme und Athmosphäre wie ein gekauter Kaugummi.
Aber egal, MOTÖRHEAD sind ja auch keine Band für Schnörkeleien.. Trotzdem komisch, daß man nicht auf eine der Jubiläumsshows inklusive Licht-Bomber ausgewählt hat.

"We are Motörhead. We play Rock'n'Roll." Lemmy gibt das unsterbliche Motto vor und das Trio prügelt sich durch einen astreinen Set, der viel Neues, einiges Vermisstes und die unvermeidlichen Klassiker enthält. Dabei strahlt die Band soviel Spielfreude und Konstitution aus wie schon lange nicht mehr. Fast schon beängstigend gut.

Sound- und Bildqualität stehen dem in Nichts nach (5.1 Dolby Digital, AC3 Stereo). Stage-, Front und Krankameras fangen das grandiose Konzert aus allen Blickwinkeln auf, so das einem nix entgeht. Schade nur, das Regiesseur Sven Offen (Papa Roach, Toten Hosen, Rammstein..) auf hektische Schnitte und etwas billig wirkende Matrixeffekte setzt. Das wirkt unnötig MTV-mässig. Zwischendrin tauchen auch noch völlig unmotivierte Farbtricks auf ("Guck ma', mit dem Knopf kann man alles orange machen!" "Cool, mach ma'.").

Das Behind-the-scenes-Material ist fast noch unterhaltsamer als der Konzertmittschnitt. Fans, Band und die gesamte Crew kommen zu Wort und man erfährt nahezu alles zur MTÖRHEAD-Familie, Technik und Tourleben. Die absoluten Brüller sind der Merchandiser, der total druff ist und der Koch, der flucht wie ein Frosch im Mixer.

Insgesamt bietet die Doppel-DVD vier Stunden Spielzeit und als Dreingabe nette Extras wie Wallpapers und Klingeltöne (!).
Value for money in professioneller Qualität. Empfehlenswert.

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August 2005


Weitere Reviews:

METALIUM • Metalian Attack Part 2


Powermetal

METALIUM gehören ja eher zu der Fraktion der B-Bands, die man vom Namen her kennt, aber die doch eher Insidern vorbehalten bleiben. Solche Bands können, wenn überhaupt, mit Ach und Krach von der Musik leben und tingeln durch kleine Clubs oder bleiben die ewige Vorband. Viele resignieren und sehen ihre Band nur als Hobby neben dem Brötchenjob. Und wieder andere hauen richtig auf die Kacke, so wie die Hamburger Echtmetaller von METALIUM. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von sieben Jahren Bandkarriere lassen sie eine DVD auf die Menschheit los. Und das ist ganz gut so.

Auf Platte geht nämlich ein nicht ganz unwichtiger Aspekt flöten: auch wenn die Band mit ihrem Image und Artworks gerne mal einen auf Dicke Hose der Marke MANOWAR machen, sind sie live eine richtig nette und sympathische Truppe. Wer weiß, ob sie nicht bedeutend mehr reißen könnten, wenn sie das richtig ausspielten. Aber zur DVD: Hauptteil ist natürlich ein Konzertmitschnitt. Die Show findet in einem Club in Nordenhagen statt, dessen Namen man partout nirgendwo findet. Der Laden ist zwar relativ klein, aber proppenvoll. Zudem hat die Band eine einfache aber effektive Bühnendeko und eine gute Lightshow, so das man sich auf der gemütlichen Variante einer IRON MAIDEN – Show wähnt. Die Fans rasten von Anfang an aus, die Band gibt Gas und alles passt. Der Sound ist sehr okay, die Ausleuchtung ist durchgehend so, das man nix verpasst und die Kameraführung ist angenehm unhektisch. Das hat natürlich auch mit den Dimensionen der Location zu tun. Spektakuläre Kameraschwenks sind da nicht drin, was mich persönlich nicht stört. Aus drei bis vier Perspektiven wird gefilmt, wackelig wird’s nur, wenn sich der Kameramann todesmutig in den tobenden Mob begibt. Alles in allem ist die Clubshow als eben solche eingefangen. Die Setlist überzeugt und die Band ist sichtlich gut druff.

Das Bonusmaterial ist teilweise lustig, teilweise aber auch recht überflüssig. Den Hauptteil machen Mitschnitte von Festivalauftritten in Japan, Italien, Spanien etc. aus. Die sind naturgemäß von eher minderer bis grottiger Qualität. Ziemlich cool sind das Cover von "Gypsy", das METALIUM gemeinsam mit URIAH HEEP – Tastenteufel Ken Hensley darbieten und der Auftritt mit der quasselnden Wuchtbrumme Jutta Weinhold, mit der man „Rock’n’Roll gecovert hat.

Einen leicht angestaubten Studioreport und einen Einblick ins Tourleben hat man mit wackeligen Handkameras festgehalten. Die Kommentare dazu hat Basser Lars Ratz verzapft. Das Ganze klingt immer etwas nach "Sendung mit der Maus" ("Wenn wir auf Tour gehen, geschieht das meistens mit einem Bus, in dem man übernachten kann, einem sogenannten Nightliner."). Trashig, aber putzig. Ebenfalls etwas hölzern kommen die Interviews daher. Völlig debil ist dann die Bildergalerie inklusive Babyfotos(!) der Musiker. Braucht man das?

Trotz dieser Seltsamkeiten bleibt unterm Strich ein Pflichtkauf für Fans und eine wertiges Livedokument für alle Interessierten. Very charming, indeed.

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Juni 2006


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MAGNUM • Livin the dream


AOR

Gleich eins vorweg: ich kann mit MAGNUM herzlich wenig anfangen. Ist einfach so. Nichtsdestotrotz gilt es die vorliegende Livedokumentation der Altrocker zu begutachten.

Den Hauptteil von "Livin’ the dream" markiert der Mitschnitt eines Konzerts im Londoner Astoria. Dabei teilt sich das fast zweistündige Set in zwei Blöcke auf. Der zweite Block ist dem "Storyteller’s Night"-Album vorbehalten, dessen Release sich zum 20. mal jährte. Das Album wird komplett gespielt, augenscheinlich sehr zur Freude der Fans in der ausverkauften Halle.

Filmisch wird eher biedere Kost geliefert. Großartige Spielereien spart sich Regisseur Tim Sidwell. Vermutlich wäre das bei einer Band wie MAGNUM auch albern, schließlich hat man es hier nicht mit hyperaktiven Jungspunden zu tun und auch die Liveshow ist nicht mit Effekten vollgestopft. Den optischen Funfactor liefert vornehmlich die schöne Lightshow. Ich persönlich finde die recht entspannte Regie sehr angenehm, weil mir persönlich hektische Schnitte bei Livemitschnitten ziemlich auf den Senkel gehen.

Der Sound geht sehr in Ordnung, man kann zwischen Stereo und 5.1 Sorround wählen. Höchstens vom Publikum hätte ich gerne mehr gehört.

Generell ist das Konzert für Nicht-Fans natürlich herzlich uninteressant, aber sehens- und hörenswert ist es trotzdem. MAGNUM sind routinierte und erfahrene Musiker, auch wenn sich diverseste Falten in die Gesichter und Kilos auf den Hüften angesammelt haben. Aber es soll ja vornehmlich rocken. Wer schöne Männer sehen will, soll auf eine Metalparty gehen!

DVD 2 ist angefüllt mit Interviews, in denen sämtliche Bandmember ausführlich, aber leider ohne deutsche Untertitel (zumindest auf der mir vorliegenden Promoversion); aus dem Nähkästchen plaudern. Dabei wird natürlich ein Schwerpunkt auf das "Storyteller’s"-Album gelegt. Ebenfalls einen Blick zurück liefern die herrlich trashigen Videos, die einige der Hits der Bandkarriere Revue passieren lassen.

Vor dem Konzert hat ein Kamerateam die wartenden Fans interviewt, die größtenteils auch nicht mehr ganz taufrisch, aber absolut dedicated sind. Basser Al Barrow läßt es sich nicht nehmen persönlich einige T-Shirts in der Warteschlange zu kommentieren (Merke: "Rhapsody bad – Magnum good").

Barrow ist auch für die launige Tourdoku zuständig ist, die mit witzigen Untertiteln und einem völlig überdrehten Tourtroß glänzt.

Als Bonbons gibt es noch "Spirits" in einer Akustikversion und eine Slideshow.

Unterm Strich bleibt eine für Fans sehr wertige DVD ohne große Überraschungen. Und vielleicht wird auch der ein oder andere von der sympathischen Band missioniert und sagt demnächst: "Ich und meine MAGNUM."

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Weitere Reviews:

LAMB OF GOD • Walk with me in hell DVD


New Wave of American Heavy Metal

Ob man LAMB OF GOD nu zum Metalcore zählen mag oder zur New Wave of American Heavy Metal, der Trend ist gegessen, diesen Sommer setzt nach drei Jahren Brüll- und Break-Overkill die übliche Gesundschrumpfung am Ende des Hypes ein. Während reihenweise Bands im Orkus der Belanglosigkeit versinken versuchen LOG nun mit einer DVD ein Lebenszeichen zu setzen, die überraschenderweise nicht als reiner Konzertmitschnitt daherkommt, sondern eine handfeste Doku darstellt.

Kernstück der Doppel-DVD ist die Tour zum "Sacrament"-Album, die LOG rund um den Globus geführt hat. Mit erfrischender Leichtigkeit berichten die Musiker vom Touralltag: beschissenes Essen, beschissenes Equipment, Langeweile, miese Vorbereitung. Und wie man damit umgeht: Zoobesuche, Übungen mit der Bullenpeitsche, Saufen und sich gegenseitig derbst die Fresse einschlagen, um mal Druck abzulassen. Die andere Seite sind grandiose Auftritte, erste ausverkaufte Headlinertouren, enthusiastische Fans, Auszeichnungen und TV-Auftritte. Und immer wieder das sympathische Staunen der Band, wie so was zustande kommt. Eingefangen wurden die Impressionen in größtenteils guter Qualität, manchmal muss allerdings die Wackelkamera herhalten, was dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut. Dazu kommen Interviewschnipsel mit den Bandmitgliedern.

Disc 2 enthält einen knapp dreiviertelstündigen Mitschnitt vom britischen Download-Festival vor 72.000 Zuschauern, das witzige "Redneck"-Video und eine Making of dazu, deleted scenes und eine noch mal fast 80minütige Doku zur Entstehung des "Sacrament"-Albums.

Ein gutes Pfund Material also (über 4 Stunden!), das dem geneigten Käufer da vor den Latz geknallt wird. Fans der Band sollten sowieso zugreifen, aber auch Musikfans, die sich für das Funktionieren einer Band auf Tour interessieren kriegen hier, was sie wollen. LOG lassen die Hosen bis zu den Knöcheln runter, wie man es selten sieht. Die Bandmitglieder halten nicht mit Problemen die man manchmal miteinander hat hinter dem Berg, aber sie beweisen auch, das so was normal ist, dazu gehört und gelöst werden kann. Zudem macht es Spaß, dem bekloppten Haufen über die Schulter zu gucken.

Alles in allem einen lohnende und eigenständige DVD, an der als einziges großes Manko nur ein fehlender deutscher Untertitel stört, der bei soviel gesprochenem durchaus notwendig wäre.

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Juli 2008

LAAZ ROCKIT • Live untold DVD


Thrash

Dies ist KEINE Live-DVD!

LAAZ ROCKIT gehörten einst zur Speerspitze des Bay Area – Thrash, aber wie so viele andere sind sie mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. 1982 gegründet konnten sie sich mit vier Alben und energetischen Liveshows eine gewisse Reputation erspielen, bevor Phil Kettner (git.), Vic Agnello (dr.) und Willy Lange (bass) die Band 1989 verließen. Nur Sänger Michael Coons und Saitenhexer Aaron Jellum erhielten die Band noch für zwei Alben am Leben, aber dann war Schicht im Schacht. 2005 fand sich die Truppe dann im originalen Line-up zusammen und spielten einige Shows, zum Beispiel beim DYNAMO, der THRASH DOMNATION in Kawasaki oder dem THRASH AGAINST CANCER in San Francisco, die den Grundstock für "Live untold" bilden.

Dies ist KEINE Live-DVD!

Weiterhin wurde eine Show im Eindhovener Effernaar Club mitgeschnitten, es gibt zwei Tracks vom 1988er (!) DYNAMO, die Band plaudert aus dem Nähkästchen, man hat im Archiv gekramt und präsentiert teilweise schlimme Fotos und Filmchen (fiese Scheitel und so...) aus dem frühen Tagen der Bay Area, Aaron Jellum beweist, das er wie eine besengte Sau fahren kann und die übernächste Generation Metalheads darf mal ins Mikro quäken (beängstigend, wenn eine vierjährige voller Inbrunst "City’s gonna burn" brüllt!). Und das alles findet mehr oder weniger gleichzeitig statt!

Dies ist keine Live-DVD!

"Live untold" ist eine Dokumentation. Zumindest soll es eine sein. Faktisch heißt das: im ersten Drittel der DVD wird munter in die Mucke reingequatscht. Das ist ziemlich nervtötend und ich war kurz davor den Eject-Knopf zu betätigen und "Live untold" als Schuss in den Ofen abzuheften. Aber der brave Rezensent bleibt natürlich am Ball und siehe: letzten Endes ist dies dann doch eine Live-DVD!

Die Mitschnitte sind als solche für eine Band dieses Kalibers durchaus gut bis sehr gut. Schade nur, das die Tracklist bei mehr als zweieinhalb Stunden Spielzeit gerade mal zwölf Songs enthält, die von denen die meisten mehrfach vertreten sind. "Fire in the hole" sage und schreibe vier Mal. Es gibt keinerlei Extras, die Kapiteleinteilung orientiert sich nicht an der Tracklist und die Interviews, bei denen Musik im Hintergrund dudelt und in die ständig reingequatscht wird sind nicht untertitelt.

Es fragt sich, wer "Live untold" in der vorliegenden Form kaufen soll. Einzig Hardcorefans dürften daran Freude haben, für jeden anderen wäre es um einiges sinnvoller gewesen, Konzertmitschnitte und Doku-Teil zu trennen. Zumal die spartanische Ausstattung nix mit Underground zu tun hat, sondern einfach nur lieblos ist. Das ist schade, denn LAAZ ROCKIT präsentieren sich als eine spielfreudige und coole Liveband. Aber so nicht, boys, sorry.

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KAMELOT • One cold winter's night DVD


Melodic Powermetal

Im Februar 2006 luden KAMELOT zum Konzert, um eine DVD mitzuschneiden. Motto: „One cold winter’s night“. Blöd nur, das ein Blizzard dann tatsächlich Norwegen im Würgegriff hatte. Um so mehr spricht es für die Band, das sich die Fans davon nicht abschrecken ließen und die ausverkaufte Rockefeller Music Hall in Oslo gerockt haben.

Aber auch KAMELOT selbst ließen sich durchaus nicht lumpen. Die Band spielt nicht nur tight und mit sehr viel Energie ein Best of – Set, sie fährt auch ordentlich auf: gesangliche Verstärkung von mehreren Sängerinnen und Sängern, Pyros, Kunstschnee, eine schicke Lightshow und darstellerische Einsprengsel garantieren eine adäquate Umsetzung der ebenso komplexen wie pathoslastigen Songs des Five-Packs. Eingefangen wird das Ganze von einer ganzen Armada von Kameras aus allen Perspektiven. Sehr gut gemacht, allerdings hätte mal einer dem Typen an der Krankamera stecken sollen, das Überkopfaufnahmen ziemlich dämliche Spielereien sind, vor allem wenn gerade die erste Pyrosalve losgeht. Tiptop sinnfrei, so was. Aber ansonsten gibt es nix zu meckern, zumal die Songauswahl eigentlich keine Wünsche offen lässt.

Disc 2 enthält die „Journey within“ (Interviews und Homestories sowie Casey der sich bei seinem Endorser Ddrum einschleimt), „March of Mephisto“ live beim Sweden Rock 2006 und als zensiertes und unzensiertes Promovideo (die DVD ist ab 12 freigegeben, das „zensierte“ ist Shagrath, wie er schwarzes Blut aus einem Schädel säuft: so was ähnliches kam auch mal bei Disney’s „Taran und der Zauberkessel“ vor) sowie die Videos zu „The Haunting“ (plus unkommentiertem Making of), das schrottige „Serenade“ und noch mal „Abandoned“ und „When the lights are down“ in der Fassung wie auf Disc 1 zu sehen. In der Krimskrams – Ecke dann noch Galerien, eine komplette Discographie mit Tracklists und Cover und Biographien der Bandmitglieder. Nichts sensationelles, aber solides Handwerk. Schade nur, das man die Interviews nicht untertitelt hat.

Alles in allem eine klasse Sache für KAMELOT – Fans und auch gelegentliche Hörer der Combo sollten sich das Teil ziehen. Thumbs up!

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Weitere Reviews:

HIRAX • Thrash 'til death


Thrash

HIRAX sind eine der dienstälteren Thrashmetalbands. Trotz guter Songs haben es die Herren jedoch nie geschafft auch nur annähernd in die Regionen ihrer Kollegen EXODUS, TESTAMENT, FLOTSAM & JETSAM oder gar METALLICA oder MEGADETH vorzudringen. Das hat den Vorteil, das sich HIRAX treu geblieben sind und man Experimente tunlichst vermeidet. Zudem ist es doch immer wieder schön, eine erfahrene Band zu haben, die trotzdem noch so richtig „underground“ ist. Und dieses Adjektiv muss man auch im Hinterkopf behalten, wenn man vorliegende erste DVD des Quintetts in den Player schiebt.

Inhaltlich muss man nämlich sagen, das HIRAX die Möglichkeiten des Mediums DVD entweder nicht kennen oder nicht ausnutzen wollen. Konzert, ein paar Bonustracks von diversen Festivals, Interview, Galerie, fertig ist der Lack. So was kann man natürlich auch auf einer VHS – Kassette haben (Ihr wisst schon, diese Plastikklötze, wo drinnen so ein Band ist und wenn man das rausgezogen hat, gab’s von Papi aufs Maul, weil man seinen Lieblingsporno geschrottet hat. Video halt.).

Den Hauptteil nimmt der Mitschnitt des HIRAX – Gigs beim „Minneapolis Mayhem Festival“ im Mai 2005 ein. Augenscheinlich ist der Club, in dem das stattfindet ein recht überschaubarer, aber wie gesagt: Underground und so. Gleich zu Anfang macht sich das Hauptproblem des Filmmaterials bemerkbar: es ist dunkel. Sehr dunkel. Stellenweise zappenduster. Immer wieder gibt es Sequenzen in denen gar nichts, ein paar Latüchten oder allenfalls huschende Schatten erkennbar sind. Dann kann man zwar schön Loriot spielen („Wo laufen sie denn?“), ärgerlich ist es trotzdem. Wenn man schon einen Mitschnitt plant, dann sollte man schon für eine Grundausleuchtung auch in den Pausen sorgen.

HIRAX selbst geben von Anfang an Gas, extrem kurze und „normal lange“ Songs wechseln sich angenehm ab und die ganze Zeit gibt man tempomäßig Vollstoff. Der Sound geht für einen Clubgig in Ordnung, nur der Bass ist die ganze Zeit über echt scheiße abgemischt. Das ganze hört sich an, als wäre die Box im Arsch, was mehr nervt, als die eigentlich üblichen Kreischtöne, die man sonst (un)gern bei Thrashbands hat. A propos Gitarren: die hätten ruhig lauter sein können, kommen aber dafür sauber rüber. Sänger Katon ist gut bei Stimme und sorgt für Stimmung. Er rennt rum, heizt an und schäkert mit dem Publikum. Der Typ liebt seine Musik.

Was ein bisschen komisch ist, sind die Titeleinblendungen bei allen Songs, die man leider auch nicht ausschalten kann. Das hat irgendwie Rockpalast – „Charme“. Zumal man die Trackliste im Booklet hat und Katon die Songs fast jedes Mal ansagt. Na ja. Und was soll die beknackte Einblendung vom „Not dead yet“ – Plattencover?
Nach fünfzehn Tracks und einer Spielzeit von nicht mal einer Stunde ist dann auch schon Feierabend.

Das Bonusmaterial wurde auf diversen Festivals aufgenommen, vom Clubgig beim BANG YOUR HEAD – Warm up bis zu den großen Bühnen ist alles dabei. Natürlich sind die verschiedenen Aufnahmen Qualitätsschwankungen unterworfen, aber richtig kacke ist kein einziger Mitschnitt. Teilweise ist es besser als der Hauptteil. Dabei fallen vor allem zwei Dinge auf: HIRAX fühlen sich definitiv vor kleinem Publikum besser aufgehoben und es ist schon sehr geil zu beobachten, wie sie vor geschätzten dreißig(!) Leuten auf dem „Tidal Wave Fest“ trotzdem Vollgas geben. Weiterhin gibt es zwei Galerien, die allerdings ziemlich arm ausfallen, braucht keiner, eine okayen Promoclip (ebenfalls Liveaufnahmen), eine Diskographie, bei der einen dann doch die langen Ladezeiten beim Blättern nerven und ein recht ausführliches Interview. Das man keine Untertitel einblenden kann ist ein weiterer Makel, zumal Hintergrundgeräusche das Gesprochene teilweise schwer verständlich machen. Warum allerdings die DVD nach jedem Bonusclip ausgeht (zumindest am PC), anstatt aufs Hauptmenü zurück zu springen bleibt mir dann doch ein Rätsel. Nach fünf Wiederholungen ging mir das Intro dann doch mächtig auf den Zeiger.

Wer einen High End – Konzertfilm erwartet sollte von „Trash ’til death“ die Finger lassen. Die DVD ist minimalistisch und underground, für Fans geht das okay. Das passt zu HIRAX und letzten Endes ist das Klassenziel erreicht: der Spirit des Thrash wird eingefangen.

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HELLOWEEN • Keeper of the seven keys - The legacy - World tour 2005/2006 Live in Sao Paolo DVD


Melodic Powermetal

Uff kann man da nur sagen. Wer ich von der Audio – CD nur so mittelprächtig angetan haut die DVD – Version alles raus. Es jagt einem schon den einen oder anderen Schauer über den Rücken, wie sehr man die Kürbisköppe in Sao Paolo aus 6000 Kehlen anfeuert und abfeiert. So was kann man rein akustisch nun mal nicht einfangen. Aber auch die Gesamtgestaltung der DVD ist großartig aufgezogen. So gibt es bei einigen Song die Möglichkeit bei eines "Alternative view", das heißt man kann auf die Aufzeichnung aus Sofia oder Kawasaki anschauen. Weil das dann meist auch einen anderen Blickwinkel bedeutet, ist das eine Option, die eigentlich Standard werden müsste. Sehr geil.

Die Bildregie ist durchgehend sehr entspannt gestaltet. Auf hektische Schnitte und irgendwelche Effekte wird weitgehend verzichtet, dafür trumpft man mit einem guten Überblick und gestochen scharfen Close-ups auf. Nur ab und zu lockern Splitscreens und Schwarz-Weiß-Einlagen das Ganze auf. Das manchmal das Bild etwas zu dunkel ist sei da mal verziehen.

Die zwei DVDs werden eingeläutet von einem liebevoll animierten Menü, das in jeweils eigener Version für die beiden Discs gemacht ist (auch leider keine Selbstverständlichkeit). Während der erste Teil reinweg der Konzertaufzeichnung vorbehalten ist, enthält DVD 2 neben den Bonustracks "Occasion avenue" und "Halloween" noch Interviews und die "Roadmovie" – Dokumentation. Dankenswerterweise hat man hier auf pseudointernationale Kaspereien verzichtet: "mann spricht deutsh". Da man es bei HELLOWEEN nicht unbedingt mit Herren von Traurigkeit zu tun hat geraten sowohl die Interviews als auch die Kommentare beim Roadmovie nicht nur informativ, sondern auch sehr launig und entspannt. Sich das Ganze anzugucken macht hier definitiv mehr Bock als bei den meisten anderen Bands, wo so was eher als lustloser "Muss ja"- Bonus rüberkommt. Bei "Live in Sao Paolo..." hat man eigentlich an keiner Stelle das Gefühl, das man sich darüber nicht allzu viele Gedanken gemacht hat.

Zudem gibt es noch die beiden Videos zu "Mrs.God" und "Light the universe".

Ein geiles Livedokument, das richtig Spass inne Backen macht und definitiv der normalen CD meilenweit vorzuziehen.

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