V.E.G.A. • Cocaine

Black Metal
Technoid anmutendes Gebolze kracht hochtönig aus den Boxen. Hö? Das soll Black Metal sein? Klingt eher wie FLUGSCHÄDEL auf Speed. Oder ATARI TEENAGE RIOT mit echt schlechter Laune. Aber es gibt Entwarnung: This is just an intro...
Hardcorefans und Alleshabern dürfte “Cocaine“ vielleicht ein Begriff sein, ist doch die Scheibe bereits bei Pagan Records als limitiertes Vinyl erschienen. Glücklicherweise hat sich nun Debemur Mortis einer CD-Auflage angenommen. So kommen auch Non-Vinylisten in den Genuss dieses sinistren Rad des Hasses. Allerdings wird das am Undergroundstatus der Combo nichts ändern. Das Duo hat sich nämlich konsequenterweise nach der Produktion von „Cocaine“ aufgelöst, respektive in VEGA-KORPORATION umbenannt und verweigert konsequent jegliche Promotiontätigkeit. Nicht mal das Telefon wollen sie abnehmen. Das ist im Bereich Black Metal durchaus legitim, denn die Herren Bandköpfe Janos und Ravèz sehen in der Vermarktung von Black Metal keinen großen Sinn. Hier geht um das Werk, nicht den Verkauf. Umso schöner, das es Labels gibt, die dennoch dahinter stehen.
Denn dieses "Cocaine" ist keine weiße Droge, die dich gut drauf bringt, dies ist pechschwarzes Hirngift, majestetisch und und zornrasend. V.E.G.A. jagen keinen Elchen in nordischen Wäldern hinterher, sie jagen über die Finsternis verkommener Städte, reißen dich mit hinab und zeigen dir, wo es nach Pisse, Blut, Schweiß, Kot und Sperma stinkt. Wo es immer regnet und der Regen giftig ist. Wo die Reichen reicher und die Armen kränker werden. Wo sich Vampire vorher Drogen reinpfeifen, bevor sie auf ihre blutige Jagd gehen. „Cocaine“ verbindet die klassische Größe und rasendes Tempo mit einem modernem Nonkonformismus, der anderen Black Metallern der Marke „Ich kann mich selber schminken und außerdem sind meine Nägel vieel größer“ abgeht. Wie gesagt: ein gewisser künstlerischer Anspruch ist V.E.G.A. zu eigen, ohne das er in entfremdender Experimentierwut endet. Der einzige „Ausfall“ ist das auf deutsch gekrächzte „Insex infect“, das unfreiwillig komisch geraten ist: „Ich reiss mir die adern aus / Mein blut / schwartz und krank, Fliesst heraus / Im totem bett / Fressen fliegen / Meine geronnene / Dunkelheit“. Das kommt davon, wenn man seine Texte via Babelfish übersetzt ;-)
Abgesehen davon eine unlustige, sehr spannende Platte, die Schwarzheimer definitiv anchecken sollten.
Mai 2006
Metal OWL - 11. Nov, 15:50