JUDASVILLE • Welcome to Judasville

Rock'n'Roll
Zwei erboste Damen rupfen sich gegenseitig die Kleidung von den oppulent ausgebildeten sekundären Geschlechtsmerkmalen. Hmm... ich möchte mal behaupten, das sich diese Scheibe nicht jeder Supermarkt ins Regal stellen wird.
Aber fürs beschauliche Familientreffen ist die Mucke der Holländer sowieso nichts. Von Anfang an wird Gas gegeben und der GOD OF ROCK gepriesen. Judasville bewegen sich irgendwo zwischen Social Distortion, Psychopunch und neueren Misfits. Nur nicht ganz so ruppig.
Überhaupt fallen die earcatchenden poppigen Harmonien als erstes auf. Das soll ein Debüt sein? Ja, ist es, allerdings sind die Musiker schon länger dabei. Ihre Erfahrung merkt man ihnen an: statt ungestüm loszubolzen wird wert auf Singalongs mit Wiedererkennungswert gelegt. Manchmal gerät das Ganze arg ins Fahrwasser weichgespülten Bubblegumpunks, aber der Eindruck täuscht.
"Schuld" an dieser poppigen Note hat zuvorderst die Produktion, die mir eine Spur zu glatt ist. Das Ding hat zwar Druck, aber manchmal erfordert es schon ein weiteres Aufdrehen der Anlage um den Rock zu erkennen.
Ansonsten geht die Platte mehr als nur in Ordnung. Songs wie "Dance on nothing", "Excuse me" und mein Favorit "Come on pretty baby" gehen ins Ohr wie Wattestäbchen. Der grösste Fehler ist wohl nur die Jahreszeit. Zu dieser Musik sitzt man im Sommer auf dem Bordstein, kippt sich ein Bier und düst dann zur nächsten Party an irgendeinem See. Willkommen in der City of Rock. Yeah.
Dezember 2004
Metal OWL - 29. Dez, 15:25