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Donnerstag, 18. Dezember 2008

PYRAMAZE • Immortal


Powermetal

Die Entstehungsgeschichte von "Immortal" gehört schon zu den etwas absurderen. Im Vorfeld zur Produktion ist PYRAMIZE der bisherige Sänger Lance King stiften gegangen. Daraufhin hat die Band Kontakt mit dem zu der Zeit ehemaligen ICED EARTH – Fronter Matt Barlow aufgenommen und gemeinsam mit ihm "Immortal" eingespielt. Kaum war dann die Platte im Kasten, bekam Barlow von Jon Schaffer das Angebot, wieder bei ICED EARTH einzusteigen. Und da der Sängerknabe hauptberuflich als Polizist arbeitet und keine Zeit für zwei Bands übrig hat, stehen PYRAMAZE bei Release ihres neunen Albums ohne Sänger da, zumindest ohne den, der "Immortal" eingesungen.

Wie auch immer die dänisch-amerikanische Combo damit umgehen wird, sie hat auf jeden Fall ein starkes neues Album im Gepäck. Natürlich liegt der Vergleich mit ICED EARTH nahe. Zu prägnant und unverkennbar ist Barlows Organ und auch musikalisch liegen da höchstens kleine Weltchen zwischen. PYRAMIZE spielen amerikanisch gefärbten Powermetal, mit vielleicht etwas progressiverer Färbung als Barlows Jetzt-doch-wieder-Band. Zudem ist "Immortal" fett produziert, hat ein schickes Artwork und überzeugt durch gutes Songwriting. Freunde des gepflegten Powermetal können zugreifen, Fans von Matt Barlow haben sowieso keine andere Wahl. Jetzt bleibt nur abzuwarten, wer in seine großen Fußstapfen tritt. Vielleicht Ripper Owens...?

Juni 2008

PRYMARY • The tragedy of innocence


Progressive Metal

Im Kindergarten gab es die einen, die mit Bauklötzen entweder Türmchen und LKWs bastelten oder die Dinger ihrem Tischnachbarn über die Rübe zogen. Die anderen konstruierten mit den bunten Holzsteinen komplexe Architekturmonster mit genau austarierten Seitenverhältnissen. Zu letzteren Hosenmatzen gehörten bestimmt auch einst die Jungs von PRYMARY.

Aber nicht nur musikalisch liefert die Band starken Tobak: in der in zwölf Songs erzählten Geschichte von "The tragedy of innocence" geht es um die Lebensgeschichte eines vergewaltigten Mädchens. "Caught in the slide, caught in a prison/ nowhere to hide, legs squeezed tight/ and he shows me/ just what little girls are for/ and I’m not here anymore". Eine Thematik bei der einem vor Wut schlecht werden kann und an die sich nicht zu Unrecht nur wenige Bands so ausführlich heranwagen, schließlich kann das auch derbe nach hinten losgehen.

So richtig überzeugen können auch PRYMARY nicht. Schlauerweise überlassen sie zwar die Ich – Erzählungen weiblichen Sprechern, aber letzten Endes wird zuviel Klischee in die Story gepackt. Nichtsdestotrotz eine lobenswerte Sache, nicht immer auf irgendwelche Standardinhalte zu setzen und peinlich machen sie sich mit dieser Platte auch nicht. Schon gar nicht musikalisch. High – End – Prog mit ordentlich Wumms erfordert nun mal eine Menge Können und das bringen die fünf Musiker ohne Probleme mit. Für den Ottonormalmosher ist das dann schon ein Pfund zuviel, hier muss wirklich zugehört werden. Dennoch sind die Songs nachvollziehbar geraten und arten nicht in kompletten Weirdokram aus. Dennoch eine Scheibe, die eher was für Spezialisten ist. Und die werden daran ihre Freude haben.

Dezember 2006

POTENTIAL THREAT • 2.0 EP


Thrashcore

San Franciscos finest Undergroundband ist wieder da. Nach der titelfreien EP von 2002 hat es immerhin drei Jahre gedauert bis die folgerichtig „2.0 EP“ betitelte Nachfolgescheibe eingespielt war. Wieder mal ohne Label und somit quasi in Eigenregie (sprich: aus eigener Tasche finanziert). Das Leben kann ungerecht sein...

Dabei hätte es POTENTIAL THREAT durchaus verdient in die Arme einer Plattenfirma zu sinken. Auch wenn auf dem aktuellen Output alles ’n bisschen weniger ist: nur vier Songs und verpackt in Karton-Singlepack (Dafür gibt es bestimmt auch einen schlauen Namen, aber ich weiß ihn nicht!) kommt die Scheibe erst mal optisch ziemlich sparsam daher. Wenn man sich davon nicht bange machen lässt folgt prompt die Belohnung.

Man fühlt sich auf Anhieb daheim, sie bleiben ihrem Stil treu, zumal sie mit Mike Noble einen Vokalisten mit hohem Wiedererkennungswert haben. Und auch ihre Mischung aus Thrash und Oldschool – Metalcore der Marke D.R.I. oder SUICIDAL TENDENCIES ist eine Marke. Dazu kommt, das die Produktion diesmal um einiges fetter ausgefallen ist und den Vergleich mit so called Profibands endgültig nicht mehr zu scheuen braucht.

Auch beim Songwriting hat das Trio eine Schippe draufgelegt. Die Mitgröhlchöre gehen sofort ins Ohr, die Bridges sind viel ausgeklügelter und generell kloppt alles eine Kante gefälliger, ohne den Härtegrad zu verlieren.

POTENTIAL THREAT sind einfach eine Bank. Bleibt nur zu hoffen, das man mal einen Longplayer an den Start bringen und vielleicht jemanden finden, der ihnen für ihre Mucke die Miete zählt. Verdient hätten sie es definitiv.


März 2006

PITBULLS IN THE NURSERY • Lunatic


Mathmetal

Stakkato ist ein Wort, das ich eher selten benutze. Bei den Franzosen PITBULLS IN THE NURSERY passt es allerdings wie der berühmte Arsch auf den Eimer. Kurze Maschinengewehrsalven pusten einem den Schmalz aus den Löffeln, zack Break: schnelle, aber langsame Gitarrenläufe, zack Break, und wieder Feuer aus allen Rohren.

Wem bei diesen vertrackten Lärmattacken MESHUGGA in den Sinn kommt liegt ziemlich goldrichtig. Allerdings sind PITN größtenteils Death-lastiger, während die Vorbilder eher dem Industrial huldigen. Partymusik geht definitiv anders und man muss schon eine gute Portion Interesse an dieser Form progressiver Musik mitbringen. Nach zwei Songs hat man schon das Gefühl, Riffs für einen ganzen Tag gehört zu haben.

Aber selbst Freunde des Jazzcore und Mathmetal werden bisweilen ihre Probleme kriegen „Lunatic“ am Stück durchzuhören. Das Debüt des Fünfers ist zwar durchweg auf hohem Niveau eingezockt und knallt derbe auf den Punkt, aber letzten Endes fehlen dann doch die packenden Ideen und Variationen, die gerade bei dieser Musikrichtung besonders wichtig sind. Und das die Growls durchgehend gleichbleibend sind, hilft nicht wirklich, den einzelnen Songs Identität zu verleihen und den geneigten Hörer eine ganze Stunde lang bei der Stange zu halten.

Nichtsdestotrotz meldet sich hier eine wirklich interessante Combo zu Wort, die das momentane Aufkeimen einer neuen Metalszene im Gallierland beeindruckend unterstreicht.

Februar 2006

AXEL RUDI PELL • Diamonds unlocked


Melodic Powermetal

Coverversionen sind bei vielen Metallern ungefähr so beliebt wie ein Pickel im Rektum oder der Besuch der Schwiegermutter am Vatertag. Umso schwerer zu ertragen sind dann für diese Fraktion gleich komplette Tribute-Platten oder Cover-Alben. Letzteres hat nun Blondmähne AXEL RUDI PELL in Angriff genommen. Ein klarer Fall von Autsch?

Dagegen sprechen zunächst mal die Fakten, das Monsieur Pell durchaus als ein Mann bekannt ist, der weiß was er tut. Und in dieser Funktion ist er schon mal Garant dafür, das "Diamonds unlocked" in Produktion und musikalischer Darbietung wie vom Meister gewohnt in der Oberklasse rangiert. Zudem hat er sich nicht die erwartbaren Standards gekrallt, sondern eine sehr persönliche und durchaus bunte Auswahl nicht nur hart rockender Vorlagen zusammengestellt. Von nachvollziehbarem wie RIOT oder KISS geht es über Basisarbeit der Marke FREE und THE WHO zu Unerwartetem wie PHIL COLLINS, MICHAEL BOLTON und U2.

Wer auf Demontagen und abseitige Variationen steht wird allerdings enttäuscht werden. Wenig wird an den Songs verändert, sie werden eher behutsam in das PELLsche Klanguniversum überführt. Das durch die geile Stimme von Sänger Johnny Gioeli (so ein Name gehört verboten!) eine Songs eine Aufwertung erfahren tröstet über mangelnden Innovationsmut locker weg. So bleibt eine Scheibe, die man sich sehr gut auf Partys geben kann, denn sie vereint einen gewohnt klasse Sound mit dem beliebten "Kenn ich doch-Effekt" – Spielchen.

November 2007


Weitere Reviews

AXEL RUDI PELL • Mystica


Heavy Rock

Ein Grundproblem bei Bandprojekten, denen ein Gitarrist vorsteht ist der Dominanzwahn der Saitenhexer. Nur wenigen gelingt es, ihre technischen Fertigkeiten in den Dienst des Songs zu stellen und sich zurück zu nehmen. Einer, der das schafft ist Wasserstofffrisur Axel Rudi.

Schon der erste Song “Fly to the moon” gibt die Richtung auf dem elften Studiooutput aus dem Hause Pell vor. Es darf gerockt werden. Auch wenn „Mystica“ wieder im vertrauten lilafarbenem Fantasyoutfit daherkommt, werden hier die Heavyriffs etwas zurück genommen und machen dem großen RRROOOCK Platz, was dem Partyfaktor merklich erhöht. Da wird zu Songs wie „Living a lie“ eher breitbeinig gepost und die Pulle Bier in den Himmel gereckt, als konzentriert das Griffbrett angestarrt. Dabei hilfreich ist vor allem auch die markante Stimme von Johnny Gioeli.

Auf der Hälfte der Strecke kommt dann ein Bruch: “No chance to live” ist eine Pell-typische Breitwandballade, die das Tempo rausnimmt, bevor der Meister zeigt, was er kann, bei Klötzen wie dem Titeltrack oder dem Fast – Zehn – Minüter “The curse of the damned” oder dem coolen Instrumental „Haunted castle serenade (Opus #4 grazioso e agresso)“ (Songtitel des Monats, by the way...)

Axel Rudi Pell ist einmal mehr der Spagat zwischen Anspruch und Abgehen gelungen und er hat mit einer starken Combo ein starkes Album abgeliefert, das sich im oberen Qualitätsdrittel seiner Diskografie einordnen lässt.

August 2006


Weitere Reviews:

PARRYZIDE • Violated humanity


Bastardthrashrockmetal

Merkt ihr was? So richtig einordnen kann ich die Mucke von PARRYZIDE nicht. Das liegt weniger an der Originalität der Mucke, sondern an einer gewissen Unentschlossenheit der Band. Räudige Rockvocals treffen auf schwere Metalriffs, die aber vom eher schlichten Drumming nicht weitergetragen werden.

15 Tracks mit einer guten Stunde Spielzeit haben die vier freundlichen Herren in Eigenregie eingezimmert. Und wie bei vielen Eigengewächsen heißt auch hier mal wieder die Faustregel: Weniger wäre mehr gewesen. Schlecht ist das Ganze nämlich beileibe nicht. Nur ist vieles noch unausgegoren, das Ganze wirkt weniger wie ein homogenes Album, sondern eher nach einer internen Bestandsaufnahme. So was sollte allerdings eher auf der Bühne passieren. Dort trennt man die Spreu vom Weizen, dort wird der Stil einer Band ausdefiniert.

"Judgement of fate" ist groovender Thrash, "Envy mob" geht rockig nach vorne, "Top dogs" ist Asirock, der an eine Mischung aus DIMPLE MINDS und ROSE TATTOO erinnert, "Fuck the system" hat Deathmetalattitüden.... Alles gut gemacht, aber letztlich inkonsequent. Den Vogel schießt dann "Die absolute Funktion" ab, das dem ganzen Wust auch noch deutsche Lyrics hinzufügt. Da der Song mit seinem einprägsamen Refrain einer der Höhepunkte des Albums und ein echter Ohrwurm ist, könnte das vielleicht die zukünftige Marschroute von PARRYZIDE darstellen. Aber einen Masterplan braucht die Band auf jeden Fall, sonst bleibt sie zu identitätslos.


Dezember 2005

PARANOIZE • Baby's playin' tricks


Rock

Es hätte so schön sein können. THE HELLACOPTERS, SOCIAL DISTORTION, TURBONEGRO und die BACKYARD BABIES schafften es, mit simplem und packendem Rock’n’roll die Tanzflächen und Konzertsäle reihenweise zu erobern. Leider war der Hype nur von kurzer Dauer. Von der Mainstreampresse wurden lieber Studentenrocker wie THE STROKES als Rettung des Rock in den vornehmlich britischen Himmel gelobt und wer tatsächlich die richtigen Vorbilder hatte verstieg sich in einer zweifelhaften Neuauflage des Glam, was bei THE DARKNESS und NEGATIVE endete. Wirklich simple Auf-die-Fresse- und Partymucke war da eher selten. Um so schöner, das sich mit PARANOIZE nun eine heimische Band auf das bierverschmierte Parkett wagt.

Mit flockigen Melodien und haarigen Klöten verbinden sie beiden wichtigsten Faktoren, die es für diese Mucke braucht. Das kommt alles sehr kompakt rüber (35 Minuten Albumlänge) und landet auf dem Punkt. Jetzt könnte man meckern, das es so was schon zigfach gibt, aber bei PARANOIZE hat man stellenweise auch auf die Landsmänner von den BEATSTEAKS geschielt und sich von deren Punkappeal eine Scheibe abgeschnitten. Und auch der letzte düster-drängende Track "In a haze" lässt deutlich aufhorchen. PARANOIZE haben immer wieder Elemente am Start, die auf noch großes Kommendes hoffen lassen. Dazu kommt eine wirklich amtliche Produktion, für die ACCEPTs Herman Frank (SAXON, ROSE TATTOO...) verantwortlich zeichnet.

Was soll man sagen? "Baby’s playin’ tricks" ist eine Platte wie ein Livekonzert, rund, geil und mit mächtig Spaß in den Backen, ein mehr als gelungenes Debüt. Anlage auf den Tisch, Bier in den Hals und PARANOIZE in die Ohren. ROCK!

November 2006

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