RHAPSODY • Symphony of Enchanted Lands II - The dark secret

Epic Hollywoodmetal
Himmel, was für ein Titel. Zur Strafe hundert Mal an die Tafel schreiben: "Ich soll's nicht übertreiben". Obwohl, gerade für gnadenlose Übertreibung werden die Italiener ja von ihren tausenden Fans geliebt und den Millionen anderen gehasst.
Alles beim alten? Fast. Die alte Saga ist abgeschlossen, mit "Dark Secret" geht ein neuer Geschichtenzyklus los. Und der wird, wie soll es anders sein, mit grossem Pomp und Trara inszeniert. Als erstes fällt positiv auf, das die Rhapsody-übliche Orchesterbegleitung diesmal nicht aus dem Synthie blubbert. Ein sechzigköpfiges Orchester sorgt dafür, das man sich von Anfang an wie im Kino fühlt. Stellenweise bekommen die Songs dadurch eigentlich zum ersten Mal wirkliche Hollywood-Dimensionen. Dazu passt, das Gruftstimme Christopher Lee als Erzähler der Albumstory fungiert.
Es könnte also alles schön und gut und das beste Rhapsodyalbum bisher sein, doch es gibt manches zu meckern. Als erstes: wenn man sich schon ein Orchester leistet, kann man doch auch gleich seinen Keyboarder erschießen, oder? Der steuert nämlich an den unpassendsten Stellen dermassen billige Achtziger-Jahre-Synthies bei, das man das kalte Kotzen kriegt. Glücklicherweise hält sich die Anzahl dieser Brechattacken in Grenzen. Zudem nerven die Texte. Sicher, zu Rhapsody gehört eine epische Geschichte und nach Mittelerde kommt nun mal nicht viel, aber muss man deswegen so stumpf 08/15-Klischees bedienen? Da gibt es Bands, die das deutlich besser können und dabei nicht so fürchterlich rumprollen.
Das Songwriting ist solide, aber leider kommen eine Menge Füller hinzu, die das Gesamtbild trüben. Voll aus dem Leim läuft "Sacred Power of Raging Winds". Saublödes Zwiegespräch mit einem Dämon, dann wird völligst dreist bei John Carpenter's Halloween-Theme und Mozart geklaut und die Kotzkeyboards rocken los. Solche Ausfälle trüben das sonst runde Gesamtbild.
"Dark Secret" reicht nicht an meinen Favouriten "Dawn.." heran, ist aber dennoch ein neuer Höhepunkt in der Historie der Konzertmetaller. Fans werden es lieben, alle anderen haben wieder mal eine neue Dartscheibe.
September 2004
Weitere Reviews:

Metal OWL - 18. Dez, 17:52