MOB RULES • Ethnolution A.D.

Melodic Progressivemetal
Mit MOB RULES bin ich noch nie so richtig warm geworden. Als mir dann neulich mit "Ethnolution A.D." der neuste Streich der Deutschen ins Haus geflattert kam, hatte ich irgendwie das Gefühl, das könnte sich nun ändern.
Falsch gedacht. Auch das fünfte Studioalbum kann mich nicht packen. Doch woran liegt’s? Handwerklich ist das Ganze durchweg okay. MOB RULES sind nun beileibe keine Anfänger und wissen ihre Instrumente einzusetzen. Aber was stört mich an ihnen? Sind es die unsäglichen EUROPE – Keyboards, das langhaarige Äquivalent zum Europop – Kirmeschrott der Neunziger? Oder das sich ums Verrecken keine Hook findet, die sofort hängen bleibt? An solchen Details wie dem Fadeout am Ende von "New horizon", dieser bescheuerten Notnageltechnik von Plattenproduzenten der Sechziger, das heutzutage eigentlich so was von verboten gehört und nix anderes aussagt, als das der Band kein vernünftiger Schluss für den Song eingefallen ist?
Es sind nur Kleinigkeiten, die verhindern, das man MOB RULES gut finden kann. Aber die häufen sich. Und dabei hat das Sextett durchaus hohe Ansprüche an ihr neues Werk. Ein Zyklus von vier Liedern (+ Intro) eröffnet das Album. Oberthema des Songs sind die fundamentalen Probleme unserer Zeit. Gut, das es mal einer sagt: Krieg und Hass und so sind voll doof. Nein, ich mache mich durchaus nicht lustig darüber, wenn eine Band in ihren Texten mal "heiße Eisen" anfasst. Aber wenn das dann auf einer so naiven Ebene geschieht, dann fragt man sich schon, was das soll. Als Beispiel seien die Linernotes zu "Fuel to the fire" genannt. Dort wird die These vertreten, das sich alle Deutschen total lieb hatten, dann kam die Mauer und wir konnten uns nicht mehr ausstehen in Ost und West. Ja, ich kann mich noch an unsere Zonenhassertreffen erinnern und an die Demonstrationen 1989 als wir alle dafür auf die Strasse gingen, damit die Mauer höher gezogen wird. Und bei "The last farewell" wird die Prognose in den Raum geschmissen, das der Mittlere Osten endlich in Frieden leben könnte, wenn es keine Selbstmordattentate mehr gäbe. Seehr interessant. Davon, den Ku Klux Klan als "dunkles Kapitel" in der US – amerikanischen Geschichte zu bezeichnen will ich gar nicht reden (ein Kapitel ist etwas abgeschlossenes, verdammt! Der KKK ist leider Gegenwart!). Politische Analysen unter Stammtischniveau. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
Aber so funktionieren MOB RULES irgendwie die ganze Zeit, auch musikalisch. Man weiß, was sie wollen, aber damit sind sie hoffnungslos überfordert. Sollte es Fans dieser Band geben, können die sich auch "Ethnolution A.D." bedenkenlos ins Regal stellen, bei mir nimmt es neben seinen Vorgängern den Platz unter "S" ein. "S" wie "Staubfänger".
Oktober 2006
Metal OWL - 23. Dez, 04:03