Reviews ABC

Mittwoch, 7. Januar 2009

CANDLEMASS • Candlemass


Doom


Gute Güte, wird diese Platte abgefeiert. Nahezu alle relevanten Mags haben "Candlemass" zur Platte des Monats gekürt. Ist diese Platte besonders innovativ? Nö. Super abwechslungsreich? Nö. Besonders produziert? Naja... Sieht der Sänger so toll aus? Äähh...

Warum also diese Lobhudeleien? Ganz einfach: weil diese Platte SCHEISSE GEIL IST!!

Da wird kein Rad neu erfunden, da ist keine neue Hypeband am Start und schon gar keine Millionseller. Hier sind schlichtweg fünf Musiker, die sich wieder (!) gefunden haben. Gut fünfzehn Jahre ist es her, seit Goldkehlchenwuschel Messiah Marcolin die Band verlassen hat. Eigentlich sollte die Reunion mit ihm nur für einige Liveauftritte währen, aber nun ist man mit der neuen Scheibe am Start und das ist gut so.

Der Opener "Black Dwarf" walzt ungestüm alle Zweifel nieder und die folgenden neun Tracks sind zwar größtenteils wieder schleppende Doomjuwelen, aber nicht minder mitreißend.

Was die Platte aber zu etwas besonderem macht, ist das man die Spielfreude und den Hunger des Quintetts regelrecht spürt. Das sind dann die Augenblicke, in denen man wieder weiß, warum Metal so großartig ist. Wenn so etwas schon auf einem Studioalbum vermittelt werden kann, dann soll das was heißen.

"Candlemass" ist jetzt schon ein heißer Anwärter auf den Titel "Album des Jahres" und JUDAS PRIEST sollten sich die Platte mal anhören, um zu lernen wie ein Reunionalbum klingen sollte.

Juni 2005

CHRIS CAFFERY • Pins & Needles


Powermetal


CHRIS CAFFERY ist Garant für solide Alben mit Schmackes und düsterem Appeal. So verwundert es auch nicht, das sein neuester Solostreich gleich beim eröffnenden Titeltrack mit aggressiven Riffing und einem Gesang irgendwo zwischen stinksaurem Ripper Owens und STRAPPING YOUNG LAD aus der Anlage ballert.

Tendenziell ist es ja auch ganz schön, wenn man mal Metal jenseits von Death, Thrash oder Black Metal hört, der wütend und mit mächtiger Energie garniert wird. Wer ab und zu mal selber kocht oder backt weiß allerdings: zwischen "garnieren" und "zubetonieren" besteht ein nicht kleiner und unfeiner Unterschied. Und so routiniert und qualitativ hochwertig das das Caffreysche Songwriting auch sein mag, in Produktion und Präsentation ist das alles etwas zuviel des Guten.

Im Großen und Ganzen ist "Pins & needles" ein Album mit dem einen oder anderen Höhepunkt und durchaus Songs mit Ohrwurmfaktor. Aber dabei ist alles so penetrant überladen, das sich die Scheibe nur dazu eignet im Club die Matte zu schütteln. Zu Hause nervt das Ganze auf Dauer.

März 2007

BURNED ALIVE • Unleash the darkness


Modern Death


Hö, sind BURNED ALIVE nu unter die Weißmetaller gegangen? Kirche auffem Cover, Mönche (allerdings untote) und ein gregorianischer Chor als Intro, da wird man mißtrauisch. Aber kein Grund zur Beunruhigung. Der ostwestfälische Fünferpack ist nicht zur christlichen Missionierung angetreten.

Vielmehr wird eine finstere Abrissbirne geschwungen. Hat man das n bisserl zu lang geratene Intro überstanden, geht es mit Vollgas zur Sache. Die eine oder andere Metalcorewurzel ist noch rauszuhören, ansonsten herrscht Anno MMVIII im Hause der lebendig Verbrannten guter alter moderner Schwedentod. Neben dem guten Artwork haben sich BA auch eine amtliche Produktion geleistet. Der Sound ist differenziert bei den coolen Gitarrenläufen und wummst ordentlich bei Groovern wie "Again and again". Sänger Freddy darf auch tatsächlich so genannt werden, denn neben dem Genre - üblichem Growls und Geröchel übt er sich auch souverän in cleanen Gesangsparts. Neben all dem Gebolze, das auf der ganzen Strecke der 10 Songs selten Längen aufzuweisen hat, wagt sich die Band auch an eine Ballade. Knallhart am Kitsch balanciert man mit Frauengesang und Klaviergeklimper. Peinlich ist das nicht, aber mögen muss man es schon. Ob da nicht so mancher Hartkerner die Stirne kraus zieht, bleibt abzuwarten. Zum Gesamtbild passt es allerdings, da auch in den heftigen Songs so manch dramatische Zeile auftaucht.

"Unleash the darkness" ist in jeder Hinsicht eine reife Leistung. Hut ab!

April 2008

BURN • Global warning


Heavy Rock


Viele Bands begehen in ihren Arrangements den generellen Denkfehler, das eine Idee besser wird, je mehr man sie auswalzt und wiederholt. Leider ist dem nur so, wenn die Idee auch wirklich klasse ist. Und dazu fehlt es, optimistisch geschätzt, neunzig Prozent der Musiker an Potential. Es ist nun mal so, das nur die wenigsten mit einem echten Talent gesegnet sind, während der durchschnittliche Mucker sein Können viel Übung und einem gewissen handwerklichem Know-how verdankt. Leider gehört zu dem Know-how in den wenigsten Fällen das Wissen um den richtigen Zeitpunkt aufzuhören.

BURN von jenseits des Ärmelkanals machen da keinen großen Unterschied. Eigentlich ist alles in Butter: ein guter Sänger, ein fetter Sound, schöne klassische Rockriffs, um die Frisur durchzuföhnen, das Feierabendbier zu köpfen und eine gute Zeit zu haben. Aber letzten Endes fehlt es dem Sixpack an dem letzten Quäntchen Eigenständigkeit und Esprit. Da ist dann immer die eine Wiederholung, die aus einem coolen Rocksong ein langatmiges Stück machen, wo oft genug der klassische Dreieinhalb – Minüter einen besseren und vor allem bleibenderen Eindruck hinterlassen hätte. Zudem könnten manche der Stücke ein bisschen mehr Drive gebrauchen.

Unterm Strich bleibt eine gute Band, die sich entscheiden muss zwischen mehr Arschtritt oder dem vermehrten Ausschöpfen der progressiven Ansätze. Oder im vielbesetzten Mittelfeld zu versumpfen.

März 2008

BREED 77 • In my blood - En mi sangre


Modern Progressivemetal


Wer die neue Scheibe von BREED 77 hört, dem wird ein Vergleich geradezu ins Auge, respektive Ohr, springen: SYSTEM OF A DOWN.

Im erstem Augenblick ist das auch nicht ganz falsch, denn die Eckpunkte liegen ähnlich: moderner Metal mit zunächst simpel erscheinendem harten Riffing, dahinter versteckt progressive Arrangements, dazu ein Songwriting, das sich auf arabische bzw. Zigeunertonleitern bezieht und mal melodischer, mal agressiver Gesang, der auch gerne mehrstimmig rüberkommt. Worin unterscheiden sich also die Gibraltesen (heißt das so?) von den Armeniern aus L.A.?

Zunächst einmal sind BREED 77 trotz mancher verrückter Einsprengsel längst nicht so abgedreht wie SOAD, sie sind nachvollziehbarer. Und der ganz ganz große Trumpf ist das Ausspielen ihrer iberischen Herkunft: so sehnsuchtsvoll und melancholisch waren selbst SYTEM nie. Dafür sind sie weniger "gefährlich" als die vermeintlichen Vorbilder.

"In my blood – En mi snagre" ist das dritte Album des Quartetts und auch wenn ich die Vorgänger nicht kenne, wage ich mal die Prognose, das hier eine meiner neuen Lieblingsbands zu finden ist. So schnell habe ich selten Zugang zu einem Album in seiner kompletten Länge gefunden, selten rotierte eine Platte ad hoc mit solcher Permanenz in meinem CD-Player. Sehnsucht, Wut, Melancholie, Melodie, Liebe, Technik, Tanzbarkeit, dazu teils spanische Texte, Flamenco-Einwürfe und ein Händchen für kompakte und großartige Songs it coolen Ideen: so muss moderner Metal klingen. Dazu der Mut zum Pop: schon seit laaanger Zeit habe ich kein Pianointro so souverän am Kitsch vorbeischrammen hören wie bei "Look at me now", das in eine ganz große Powerballade detoniert und seit PINK FLOYDs "The wall" hat man nicht mehr so einen herrlich morbiden Kinderchor gehört wie beim abschließenden "Tears", das nach meinem Geschmack auch gerne noch acht Minuten länger sein könnte.

Das ist Musik für den ganz großen Film. Das sind die Songs um seiner Liebsten einen Heiratsantrag zu machen, seinem besten Feind einen Hammer in die Visage zu jagen oder von einer Brücke zu springen. Genial!

Oktober 2006

BREAKER • Move your bones EP


Heavy Rock


Das nennt man Ausdauer: bereits 1980 (ja, das war noch vor’m Krieg…) haben sich die Paderborner BREAKER zusammengefunden, um in trauter Runde harte Riffs zu schmieden. Aber wie das so ist, der Weltruhm ließ auf sich warten und irgendwann ging man in den vorgezogenen Ruhestand, zumindest unter dem BREAKER – Banner. Zwischenzeitlich beackerte man die Region als DOCTOR ROCKTER oder ALSHEIMER JUNX. Vor zwei Jahren wurde dann die alte Combo wieder reaktiviert.

Und das die Reunion eine durchweg toffte Idee war, beweist vorliegende EP. Demo möchte ich das nun wirklich nicht nennen, dafür ist die ganze Kiste einfach zu professionell und schlicht und ergreifend: zu gut. Auf fünf Songs zeigt der Vierer-Rock-Bob, das man eine Mischung aus britischem Metal Achtziger Prägung und Heavy Rock spielen kann, die frisch und mit ordentlich Dampf rüberkommt. Vom flotten Opener "Don’t tell me lies", der einen gleich zum Kühlschrank rennen lässt, um dann mit dem Bier in der Hand die Anlage bis zum Anschlag aufzureißen, über den ohrwurmigen "X-ray eyes", dem breitbeinig rockenden Titeltrack, der Midtempo-Walze "Are you ready" (ja, bin ich!) bis hin zum Southern – lastigen "In control" – hier stimmt alles. Fette Riffs, catchy Refrains, eine klasse Produktion und R.O.C.K. in Großbuchstaben. Klasse.

Als Bonus gibt es noch drei ältere Songs (mit TORIANs Para am Mikro) aus der DOCTOR – Phase im Jahre 2000, die aber in Produktion und Drive nicht mit dem eigentlichen EP – Material mithalten können. Trotzdem eine nette Dreingabe.

Wer sich das Teil nicht holt, gehört ins Tokyo Hotel eingesperrt, bis er weinend Abbitte leistet!

März 2007

BONFIRE • Double X


Hardrock


BONFIRE sind nu auch schon zwanzig Jahre am Rumrühren und Kuschelrocksampler zumüllen. Grund genug für die Combo, ihren aktuellen Anniversery – Output auf den Namen „Double X“ zu taufen. Oh, haltet mich fest, ich kann meine Begeisterung über diese innovative Idee kaum zurückhalten.

Ja gut, ich gebe gerne zu, das BONFIRE für mich ungefähr so interessant wie ein VW Polo sind. Das ist alles ganz solide Musik, poppen kann man auch dabei, ohne sich allzu sehr ablenken zu lassen, aber irgendwie brauch ich es echt nicht. Daran wird auch „Double X“ nichts ändern. Zwar böllert der Sound recht fett aus den Boxen, aber was fehlt sind die Inhalte. 08/15- Riffs und hochaktuelle Lyrics der Marke „Day 911“ (fünf Jahre später...) oder dem dumbatzigen „Rap is crap“ (das haben schon WWF – Wrestler in den Neunzigern rumgegröhlt) können keinen Hund hinterm Ofen grillen. Echt nicht.

Die Ideen auf diesem Album kann man an einer Hand abzählen. An der Hand eines altgedienten Baumfällers mit Schüttelfieber. Warum muss man aber ausgerechnet „Cry for help“, einen Song gegen Tierquälerei mit einer launig – albernen Vocalnummer beenden? Und hidden Tracks sind auch kein Brüller mehr.

Wer BONFIRE schon immer toll fand, wird auch “Double X” mögen, zumal man sich auch wieder die unvermeidlichen Balladen eingefunden haben. Wer mit gut gemachtem Drogeriehardrock nix anfangen kann, sollte die Finger davon lassen.

Mai 2006

BLOODBOUND • Book of the dead


Melodic Powermetal


Das erste Album der Band, "Nosferatu" ist völlig an mir vorüber gegangen. Schade, kann ich nur sagen, nun da ich den Zweitling "Book of the dead" gehört habe. Die schwedischen Blutsbrüder mit dem deutschen Sänger Michael Bormann (der auch schon für BONFIRE, JADED HEART und andere die Goldkehle flattern ließ) haben gut zugehört, als in den Achtziger Jahren Heavy Metal europäischer Coleur das Haus rockte.

Vom Heldenchor über partykompatible Uptemposongs bis zum ohrwurmigen Nackenbrecher reicht das Repertoire des Quintetts. Ab und zu klingen auch Stadion- und Glamrock an, aber im Schnitt ist das hier Pommesgabelmucke vor dem Herrn.

Genug gequatscht: Holt euch das Teil!

Mai 2007

BLIND GUARDIAN • A twist in the myth


Fantasy Speedmetal


"This will never end", so der programmatische Titel des Openers. BLIND GUARDIAN haben nach "A night at the opera", das vielen Fans zu überladen war ein bisschen auf die Notbremse getreten. Weniger Orchester, mehr Song, so die Maxime für "A twist in the myth".

Aber nicht nur das ist auffällig. Schon das Coverartwork macht deutlich, das die neue Scheibe eine recht düstere geworden ist, zumindest für BLIND GUARDIAN – Verhältnisse. Keine Angst, um Gothic geht es hier immer noch nicht, sowohl die Texte als auch das Songwriting vermitteln einen wütenden und sinistren Eindruck. Auch im Hause der Fantasymetaller (es gibt diesmal keine Tolkien-Texte) hat die Realität der letzten Jahre ihre Spuren hinterlassen. Das tut der Platte allerdings mehr als gut, denn nach dem in jeder Hinsicht kunterbunten Vorgänger wirkt "A twist in the myth" modern und auf den Punkt.

Die-hard-Fans wird natürlich auch die veränderte Rhythmusarbeit des Neuzugangs Frederik Ehmke auffallen, der ebenfalls einiges zu einer gehörigen Portion frischen Windes beiträgt. Zudem sorgt der gelernte Mittelaltermusiker mit Flöten und Sackpfeifen für interessante Akzente.

Trotz der Generalüberholungen bleibt aber unterm Strich ein Album, das keinen Fan von BG enttäuschen dürfte und das einige Songs enthält, die sich auch live zu echten Klassikern mausern dürften, allen voran der ungewöhnliche Rocker "Fly", "Lionheart" oder das unheimlich nach vorne gehende "Another stranger me". Es geht also auch ohne Frode, Gandalf und Co.

September 2006

BLINDED COLONY • Bedtime prayers


Melodic Death/Thrash


Elchtest die ölf Trillionste: BLINDED COLONY kommen aus Schweden. Lustigerweise brauch man überhaupt nicht in die Platteninfo oder ins Booklet zu gucken um das festzustellen. Auf ihrem zweiten Longplayer klingt das Quintett so dermaßen Eins zu Eins nach den gängigen Vorbildern IN FLAMES und SOILWORK, das man schon fast von einem Plagiat sprechen kann.

Dazu kommt dann noch eine Prise der aktuell modernen Sounds a la KILLSWITCH ENGAGE, fertig ist eine Scheiblette die zwar knallt wie Teufel und auch sonwriterisch durchaus gut gemacht ist, aber schlicht und ergreifend höchstens für Leute wirklich interessant ist, die ihre letzten fünf bis zehn Jahre in einem Volksmusikparalelluniversum gehaust haben. Für alle anderen ist das höchstens Pausenfutter und bei einer Albumlänge von gerade mal 36 Minuten auch noch ein recht kurzweiliges.

Normalerweise würde ich sagen: Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht. Aber nächstes Mal bitte wenigstens eine eigene Idee, bitte.

Dezember 2006

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