Reviews DEF

Dienstag, 6. Januar 2009

FETOCIDE • Redefine


Deathmetal


Okay, nehmen wir mal an, du besitzt ein riesiges altes Gebäude, das abgerissen werden muss. Was tust du?
Möglichkeit A: du bestellst ein Sprengkommando, das tagelang rumbohrt, Strippen zieht und schlußendlich den verdammten Kasten mittels zig Kilo TNT in einen Schutthaufen verwandelt.
Möglichkeit B: du stapfst in eine örtliche Disse, leihst dir die dortige Anlage aus, baust das Teil vor deinem Gebäude auf legst "Redefine" ein, drehst auf 10, drückst PLAY und ballerst das Scheißteil als Staubwolke in die Strathosphäre.

FETOCIDE aus dem halbhohen Norden nehmen keine Gefangenen. Das hier ist brutaler technischer Deathmetal der Marke KATAKLYSM, DEATH oder CANNIBAL CORPSE, vertrackt, durchdacht und auf die Fresse. Atempausen werden dem Hörer nicht gegönnt, nahezu nahtlos reiht sich eine Phonattacke an die nächste und in einem Song passiert mehr als bei anderen Bands auf einem ganzen Album. Obwohl das Feld "Deathmetal" ein sehr enges ist, gelingt es FETOCIDE durch kleine Nuancen genug Akzente für einen gewissen Wiedererkennungswert zu setzen.

Ein einziger Wehmutstropfen ist dabei: obwohl "Redefine" gut produziert aus den Boxen ballert, kackt der Sound in die unterste Lautstärke ab, sobald eine Gitarren - Bridge nur auf dem linken Kanal gespielt wird (a la MACHINE HEAD). Das passiert zwar nur an zwei, drei Stellen auf der Platte, bringt einen aber einerseits beim Moshen aus dem Takt und andererseits verwundert es halt, weil die Kiste sonst 1A gepackt ist, auch beim coolen Artwork.

Deathmetalfans sollten auf jeden Fall mal reinhören, weil: Geiles Teil, das!

Mai 2006

FALL OF SERENITY • Royal killing


Thrash


Die fünf aus der Zone sind im wahren Leben bestimmt Hippies, voll dufte druff, trinken Fanta und haben kleine Häschen ganz doll lieb. Denn das Tempo und die Aggression ihres zweiten Langeisens 24 Stunden am zu leben würde keiner auch nur eine Woche durchstehen.

Ein volles Pfund modernen Schweden-Thrashs knallt Fall of Serenity aus den Boxen. At the Gates standen ganz offensichtlich Pate, aber damit ist es noch längst nicht getan. Grossartig, was Sänger Renè an Wandlungsfähigkeit beweist und den fetten Gitarrenwänden an Variationen zuspielt. Mal melodiös, dann wieder im angezogenen Thrash-Tempo, Black Metal kreischend und finstere Deathvocals rauswürgend. Das Ganze ist dann immer wieder durchzogen von Spuren neuerer Einflüsse aus dem Metalcorebereich.

Wer beim Wörtchen "Modern" zusammenzuckt sei allerdings beruhigt. Hier gibt es keine tanzflächenkompatiblen Grooveparts, da darf nicht lässig cool in die schweissbandverzierten Patschhände geklatscht werden. Hier wird GEMOSHT.

Wer seine Nacbarn in den Wahnsinn treiben will und auf Bands wie Arch Enemy oder The Haunted steht sollte sich dieses Hammerscheibchen definitiv in die Einkaufsliste tackern.

Oktober 2004

FALL OF A SEASON • Decades in a bleeding world


Metalcore


FALL OF A SEASON machen alles richtig: brettharte Gitarrenwände, rasende Drums, der Mann am Mikro growlt und screamt und singt sich die Seele aus dem Leib, das Artwork ist hübsch düster-gotisch, der Albumtitel behämmert lang und der Silberling selbst nach einer halben Stunde durchgespielt. Klassenziel ereicht.

Warum kann ich trotzdem keine Kaufempfehlung geben? Weil alles, aber auch wirklich alles auf diesem Album so schon mal da war. Es gibt nicht eine einzige neue Idee. Das ist das blöde an so einem Hype: sobald ein paar Bands mit einem Stil erfolgreich sind wird von den Labels alles gesignt, was ins Schema passt und bei drei nicht auf den Bäumen ist.

Da hilft dann auch keine noch so fette Produktion: zweite Reihe bleibt zweite Reihe.

Die einzige Chance, da herauszustechen sind interessante Songs, aber sorry, auch hier scheitert der Fünfer. Diese Platte kommt ein gutes Jahr zu spät. Trotzdem wird sich davon bestimmt ein ganz netter Batzen verkaufen lassen. Ob das Interesse für ein zweites oder drittes Album langt, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Genrefans, die sonst schon alles haben sollten mal reinhören, allen anderen rate ich, sich an die Vorreiter des Trends zu halten.

Januar 2005

FAITH AND FIRE • Accelerator


Heavy Rock


Was als erstes ins Auge fällt beziehungsweise ins Ohr, ist der dumpfe Sound von "Accelerator". Das überrascht, weil FAITH AND FIRE keine Bande von unerfahrenen Jungspunden ist, sondern ein gemeinsames Projekt kampferprobter Recken: die (ex-)RIOT – Mitglieder Tony Moore (voc.) und Mike Flyntz (git.), sowie Danny Mirande (Tourbassist bei QUEEN) und an den Kesseln John Miceli (MEAT LOAF, RAINBOW u.a.).

Wenn man sich dieses kleine Who’s who anguckt, sollte man eigentlich eine ziemlich klasse Platte erwarten. Leider kommt der Vierer nicht über ein gesundes Mittelmass hinaus und oft schaffen sie nicht mal das. Uninspirierter harter Rock wie man ihn schon tausendfach gehört hat. Da hilft es auch nicht viel, das die Musiker offensichtlich ihre Instrumente beherrschen.

Im Großen und Ganzen eine Platte die sich schwer danach anhört, als wäre sie zwischen Tür und Angel eingespielt worden, aber nicht wie das Werk einer richtigen Band.

Januar 2007

FACE DOWN HERO • Where all this anger grows


Modern Metal/Oldschool Metalcore


"Where all this anger grows" ist das zweite Album der Marburger FACE DOWN HERO. Nummer 1 ist an mir vorbeigegangen, aber so wirklich leid tut mir das eher nicht.

Was die Combo in den neun Songs so treibt ist beileibe nicht schlecht, es groovt und knallt und bisweilen werden schön altschulische Soli eingestreut, aber es das große Manko der Platte bleibt ihre Unentschlossenheit. So richtig einschießen auf eine Richtung können sich FDH nämlich ums Verrecken nicht. Da klingt es mal nach 08/15 - Hopsemetal, dann gibt es wieder Parts die gar an alte TIAMAT(!) erinnern und zwischendrin versucht man sich an Thrash.

Dabei haben FDH durchaus ihre Momente. Der an MERAUDER gemahnende Opener "Bursting evolution" zum Beispiel oder der zum Mitgröhlen und Ausrasten prädistinierte "Virtualier". Aber letzen Endes findet man nicht so richtig in die Platte rein, vieles bleibt zu beliebig oder auch mutwillig eingestreut ("Verdammt, wir MÜSSEN originell sein!"). Wenn die Band das in den Griff kriegt, sollte Album Nummer 3 durchaus im oberen Wertungsdrittel landen. "Where all this anger grows" bleibt leider gutes Mittelfeld.

April 2008



Weitere Reviews:

FACEBREAKER • Bloodred hell


Death


Uff. Das Debut der fünf scheinbar recht miserabel gelaunten Schweden knallt einem von Anfang an eine Botschaft in die Fresse:"Dies ist kein Spass. Wir sind echt MIIIEEEES drauf." Glaub ich gerne.

Die Tiefe und Vocals des Death treffen auf Dynamik und Aggression des Thrash. Nichts für zarte Gemüter, worauf auch das superbe blutrote (achwas) Artwork der Scheibe hinweist.

Ein grossartiges Debut, doch hier hier kommt das ABER: keine Abwechslung. Nach drei Songs hat man das Gefühl alles gehört zu haben. Einzig der fünfte Track "Hater" kann sich noch durch Akustikparts abheben, der Rest ergeht sich in hochqualitativer Ebenmässigkeit.

Besser als viele, aber noch nicht gut genug für ganz oben.

März 2004

Freitag, 2. Januar 2009

EXPOSED TO NOISE • Stories of a fragile twilight


Screamo/Metalcore


Das EXPOSED TO NOISE nix gegen eine Verortung in Richtung Pop (im Sinne von "erfolgreich") einzuwenden haben, lässt sich bei dem kitschigen Intro absehen, das man eher bei LINKIN PARK verorten würde.

Danach geht allerdings in einem angenehmen Härtegrad weiter. Die deutsche Truppe gehört nicht zu der Sorte Metallkernler, die sich inflationär bei SLAYER oder der Göteborger Todesbleischmiede bedienen. Es geht gerne mal melodiös zu, natürlich mit dem unvermeidlichem Wechsel aus cleanem Gesang und Gekeife. Neue Aspekte können EXPOSED TO NOISE dem sterbendem Hype nicht mehr hinzufügen, aber sie beweisen auf ihrem zweiten Album durchaus ein Gespür für eingängige Hooklines und gut gemachte Arrangements, was sie deutlich vom üblichen Jugendzentrumsgeknüppel abhebt. Wenn man Namen wie KILLSWICH ENGAGE, CALIBAN oder BILLY TALENT (z.B. "Morning light") als Vergleich bemüht, ist das an dieser Stelle mal eindeutig als Kompliment zu verstehen.

Schönes Ding.

September 2008

EXOTHERM • Project 47


Powermetal


Schönes Artwork, cooles Intro, keine Ahnung, was mich erwartet. Bei dem Namen denke ich erst mal an Deathmetal, woran auch der Schriftzug nicht ganz unschuldig ist.

Falsch geraten. Die Combo aus dem Bergischen streichelt das Ohr mit Power Metal klassischer Machart. Wobei "Power Metal" hier aus reiner Verlegenheit als Richtungsbegriff herhalten muss. Einerseits geht das Ganze oft in eine sehr rockige Richtung, andererseits fehlt es mir in einem bestimmten Punkt schlicht an "Power": die Gitarren kommen nämlich ziemlich saft- und kraftlos daher. Das Ganze klingt, wie über einen 50 Watt-Proberaumersatzverstärker eingespielt.

Das ist insbesondere deswegen merkwürdig, weil der ganze Rest eigentlich passt. Für ein Debüt hochgradig solides Songwriting, hier und und da sehr schöne Ideen und langweilig wird es auch nie. Natürlich erfinden Exotherm den Metal nicht neu, aber sie geben sich hörbar Mühe.

Der Gesang erinnert bisweilen an Sentenced und wird dann wieder sehr melodisch in Richtung klassischen Metal (allerdings mit Hoden). Die Songs selber erweitern die Basis "Power Metal" immer wieder, wie gesagt, um den Faktor Rock und spielt auch immer wieder mal thrashige Ebenen an. Manchmal kommen auch unterschwellig düstere Elemente zum Vorschein.

Mit Abzug für die schwachbrüstige Klampfenfront ein durchaus sehr überzeugendes und vor allem eigenständiges Debüt, das auf mehr hoffen lässt.

Januar 2005

DAVE EVANS • Sinner


Hardrock


Irgendwann vor etwa acht Millionen Jahren hat Evans mal bei der aufstrebenden Aussi-Rockband AC/DC das Mikro feucht geröchelt. Als die Gleichstrom/Wechselstromkapelle dann erfolgreich zu werden drohte, hatte der bodenständige Evans folgerichtig keinen Bock mehr. AC/DC wurden mit Bon Scott zu Weltstars, Evans unwichtig.

Nun ist der Ruhm als Rocker wohl doch nicht ganz so verkehrt, anders kann man sich Evans' andauerndes Pochen auf seine AC/DC-Vergangenheit nicht erklären. Mal ganz davon abgesehen, das er EINE EINZIGE SINGLE mit den Young-Gefolgsmännern einspielen durfte, ist es generell echt peinlich, sich den wohlbekannten Logo-Blitz in den eigenen Schriftzug zu integrieren (neben "formerly Singer of.."-Stickern auf dem Cover und ständigen Verweisen auf der Homepage und im Info). Egal. Es geht um "Sinner", nicht um Alzheimer. Oder kommt das am Ende aufs selbe raus?

Neben gewaltig Falten in der Fresse nun also die Solo-CD. So weit, so gut. Roots hat er ja wirklich. "Sinner" (huu, wat sind wir gefährlich...) bietet australisch geprägten Bikerrock der besseren Sorte, den Evans mit rauchig-versoffener Stimme zum Besten veredelt.

Das wäre auch ganz toll, wenn man mal die verdammten Stiefel vom Bremspedal genommen hätte. Die größtenteils von Produzent Mark Tinson verzapften Songs sind routiniert und solide, aber ohne jede Überraschung und treten in den seltensten Fällen mal richtig Arsch.

Dazu kommen erzkonservative 08/15-Texte, die in den Nullern kein Mensch mehr braucht (wir wissen inzwischen, das die Guten jung sterben, danke).

Kann man hören, brauchen tut's kein Mensch.

November 2004

EQUILIBRIUM • Turis Fatyr


Viking-Folk-Metal


Selten hat eine deutsche Metalband so dermassen viele Vorschusslorbeeren noch vor dem ersten offiziellen Release bekommen. Na gut, Folkmetal ist hip, Folkmetal ist in. Turisas, Ensiferum und die über allem sitzenden (und saufenden) Finntroll auf der einen und Amon Amarth & Co auf der anderen Seite haben eine Lust auf Blackmetal mit Tröten, Met und Humpa geweckt, die Labels allerorten veranlasst jede Band, die "Walhalla" schreit zu signen, wenn sie nicht bei "DREI" im Drachenboot sitzt.

Trotzdem nehmen die Münchener eine Sonderstellung ein, zumal sie nicht aus Skandinavien kommen. Das Demo kursierte fröhlich im gesamten Underground und spätestens nach dem Auftritt auf dem Summer Breeze 2004 waren sie in aller Munde.

Kann das Debüt nun die hochgesteckten Erwartungen erfüllen? Jein.

Der Wehmutstropfen zuerst: Fünf Songs auf "Turis Fatyr" sind bereits vom 2003 erschienen Demo bekannt. Im Zeitalter des Filesharing dürfte sich das wiederum so ziemlich auf jeder Wikinger-Festplatte finden. Aber das ist dann eigentlich auch schon der einzige Haken an der Sache.

Ansonsten quillt feinster Folk-Blackmetal aus den Boxen. Die Produktion ist astrein, wo es passt tüdeln die Flöten und knarzt die Quetschkommode. Wo es nicht passt, wird straight gerockt. Die Vocals kann man größtenteils tatsächlich verstehen (und mitsingen), so das auch Neu-Heiden ihre helle Freude an dem Werk haben werden.

Man darf gespannt sein, wie sich Equilibrium innerhalb des Smörebröd-Hypes beweisen können. Mit Songs wie "Met" und "Unter der Eiche" haben sie jedenfalls genug Argumente auf ihrer Seite.

Skol!

Februar 2005

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