Reviews GHI

Donnerstag, 1. Januar 2009

GOTTHARD • Lipservice


Hardrock/AOR


Ach ja.

Wieder "richtig rocken" wollten sie, sollten sie. Was auch immer das bei einer Band wie GOTTHARD heissen mag.

Ich geb es zu: ich habe ein Problem mit "Lipservice". Das die Kiste ungefähr so zeitgemäß wie ein Norwegerpulli ist, macht da nur die Hälfte der Skepsis aus.

Klar, die Produktion ist fett, das Songwriting makellos. Und wenn es nach Songs wie "Dream on", den Groover "I wonder" oder "The other side of me" ginge, dann sind die Eidgenossen als Hardrockact durchweg top. Das geht ab, das ist durchweg professionell gemacht, das tut niemandem weh. Genau in dieser Reihenfolge.

Hard rockend, harmlos rockend. Die Texte kann Mutti beim Bügeln mitsingen. Und dann die Balladen.

Sachen wie "Everything I want" oder "And the goodbye" waren ganz hübsch als man "Das letzte Einhorn" geguckt hat. Und Systemsongs a la "I've seen an angle cry" (würg) dürfen sich eigentlich nur Aerosmith erlauben, wenn es darum geht, sich mit einem Soundtrackbeitrag den Guten-Morgen-Schiß platinieren zu lassen.

"Lipservice" ist von vorne bis hinten perfekt, so perfekt wie eine Hollywoodschnulze. Wahrscheinlich wird sich die Platte verkaufen wie nix Gutes, aber originelle und nachhaltige Musik geht 2005 gaanz anders.

Juni 2005

GORILLA MONSOON • Damage king


Stoner Doom


Alter, was hasse ich diese Platte. Ehrlich, das Teil wird mir irgendwann den Nacken brechen. Weil sie nur geil ist!

Schon von Anfang an sammelt die Combo bei mir Pluspunkte:
1. mit dem Namen einer Wrestlinglegende
2. mit dem Cover. Ich find Gorillas einfach cool.
3. mit dem Sound.
Stoner Doom, der dir in all seiner Zähflüssigkeit die Birne abschraubt, der dich so zwingend zum smoothen Moshen bringt ist eine Seltenheit. Weed und Wüste und tausend kopflose Grabsteine quellen da aus den Boxen. GORILLA MONSOON haben alles richtig gemacht.

"Damage king" ist ein Debüt nach Maß. Natürlich ist und bleibt Doom eine Sparte. BLACK SABBATH dürften wohl die einzigen sein, die daraus Millionseller geschmiedet haben, aber immerhin gehören sie auch zu den Urvätern. Aber ihre Enkel sind echt nicht ohne und wer auch nur ein bisschen was mit SABBATH, KYUSS und dergleichen anfangen kann, sollte die Gewinner des W:O:A – Metal Battle 2005 anchecken. Zumal sie zwischendurch auch mal gekonnt Arsch treten und an FU MANCHU erinnern.

Mann, das hier ist eine Sommerscheibe, eine Spätsommerscheibe, wenn die Luft trocken und das Bier eiskalt ist und du mit deinem Monster-Pickup irgendwo zwischen Münster und Bielefeld auf der Bundesstrasse Golf GTIs zermörserst.

Was soll ich noch sagen: der "Damage king" sollte jeden umpusten, der kein kompletter Speedfreak ist. Und mit der fetten Produktion und einem der geilsten Introsamples bei "War of the wimps" ist das eine glatte 10!

März 2006

GOREGATE • One bullet left


Progressive Deathmetal


GOREGATE aus Minden sind schon eine ganze Weile aktiv. 1991 hat sich die erste Formation, damals noch unter dem Namen GOMORRHA zusammengefunden. Sechs Jahre hat die Identitätsfindung gedauert, dann brachte man mit „All beauty must die“ die erste Scheibe in Eigenregie raus. Inzwischen ist ein zweites Album und ein gutes Jahrzehnt ins Land gezogen und mit „One bullet left“ liegt das dritte (eigenproduzierte) Album vor.

Einfach gesagt: es geht um Krieg. Allerdings nicht ganz so begeistert wie die Kollegen BOLT THROWER oder MARDUK. Vielmehr folgt das Album einem kriegskritischen lyrischem Konzept, das durch das schöne Bookletartwork kongenial unterstrichen wird.

Schade nur, das GOREGATE sich mit der Produktion der Musik nicht soviel Mühe gegeben haben. „One bullet left“ wurde im Proberaum eingehämmert und das hört man leider auch. Der Sound ist stellenweise sehr dumpf und das Schlagzeug hat die Durchsetzungskraft von eingeweichten Butterkeksen. Besonders die Snare nervt bisweilen, weil sie klingt, als würde jemand Nägel einschlagen. Sehr kleine Nägel. Mit einem Aluminiumhammer. Nein, unhörbar ist es nicht und ja, irgendeiner brüllt wieder: „Alter! Is’ Underground!“ Ich aber brülle zurück: „Leck mich am Arsch! Die Songs haben besseres verdient!”

Die sind nämlich klasse. GOREGATE spielen einen bösen Metal, den ich eigentlich nur aus Verlegenheit als progressiven Todmetall bezeichne. „Warmetal“ würde auch nicht passen, das klingt zu verherrlichend (siehe oben). Manchmal klingt das sehr nach AMORPHIS der „Thousand lakes“-Ära. Immer wieder tanzen Akustikgitarren aus der Reihe um die heavy Parts zu kontrapunktieren und das Album als solches wird von drei lyrischen Unterbrechungen unterteilt. Alles sehr ambitioniert und alles sehr kompetent gemacht. Jungs, geht ins Studio! Oder: Plattenfirmen! Draufstürzen!

April 2006

GODDESS SHIVA • Goddess Shiva


Heavy Rock


Mitte der Siebziger wurde SHIVA dereinst gegründet, aber wirklich zu Potte kam die Combo dann allerdings nie wirklich und man ging getrennte Wege . Matt Sinner machte seinen Weg in der Metal- und Rockszene, Gitarrist Armin Sabol arbeitete als Produzent und Songwriter für so unterschiedliche Acts wie PETER SCHILLING, RAGE oder DIE FANTASTISCHEN VIER. Verstärkte durch Martin Schmidt (ex LEAVES EYES/ ATROCITY) an den Drums wagt man nun mehr als ein Vierteljahrhundert später einen Neuanfang.

Allerdings gibt es inzwischen eine Band gleichen Namens, so das sich das Trio zu dem Additiv "GODDESS" durchgerungen hat. Bis auf das Kiffer – freundliche Intro und Outro hat das selbstbetitelte Reunion – Album allerdings herzlich wenig indisches Flair. Statt dessen erinnert der erste Song "Walking on thorns" ziemlich an die "Dance of the death" – Phase von IRON MAIDEN. Soll heißen: rumpeliger Sound trifft auf simples Uptempo – Riffing. Von Drive ist da wenig zu spüren und auch das nachfolgende "Mind of a killer" verblüfft eher durch die Tatsache, das der Song gefühlte zwei bis drei Minuten länger dauert, als auf dem Display zu lesen. Was dem einen ein Zeitloch ist dem anderen ein langweiliges dauernd wiederholtes Riff.

Wenn man sich die sonstigen Leistungen und die Diskografie der drei gestandenen Musiker zu Gemüte führt kommt man nicht umhin, "Goddess Shiva" in der Rubrik "Resteverwertung" abzulegen. Im Ansatz recht abwechslungsreich ("Barefoot and naked" kommt zum Beispiel als astreine Bluesnummer rüber), reicht das Songwriting nicht aus, um die Scheibe über die Mittelklasse zu erheben. Wenn man sich dann noch ein Instrumental wie "Ali Baba" anhört, das wohl die Fähigkeiten von Sabol an der Gitarre vorführen soll, aber nur schwer nach fortgeschrittener Schülerband klingt, dann kann man nun wirklich nicht von einer Kaufempfehlung sprechen.

Februar 2007

GODDESS OF DESIRE • Awaken pagan gods


Dirty thrashin' True Metal


Kurzes Düsterintro, mit Grabesstimme das Motto vorgegeben und dann ab auf die Zwölf!

Mütter, macht die Töchter nackich: GODDESS OF DESIRE holen zum vierten Rundumschlag aus. Und das mit ziemlicher Treffergenauigkeit und aller Macht! So großartig wie nie kriegen die Holländer die Melodie, Härte, Speed und Mitgröhlparts unter einen Hut. Dabei klingen sie immer so rotzig und dreckig wie ein vollgegöbelter Partykellerboden. Ganz groß.

Von Anfang an geht "Awaken..." nach vorne los. Gerade in der ersten Hälfte wird alles durchgeklotzt, , was der Göttin an Metal gefällt: Rock, Thrash, True und Düster-Metal, während es an anderen Stellen dann wieder tierisch groovt. Das das Ganze nicht wie eine zusammengeklatschter Sampler klingt muß man der Band hoch anrechnen.

Vielmehr handelt es sich hier um eine Partyscheibe par excellence, bei der einem Tracks wie "Scream for Metal truth", der Carnivore meets Motörhead-Song "Nothing's free" oder der Titeltrack sofort im Ohr hängen bleiben und spätestens im dritten Durchlauf zum Mitgröhlen animieren. Generell sollte zu der Platte immer eine Kiste Bier mitgeliefert werden.

Nein, GODDESS OF DESIRE sind keine perfekte oder anspruchsvolle Band. Das wollen sie auch gar nicht sein. Aber mit Album Nr.4 kann man sagen, das sie auch ohne Showkaspereien mehr Bocklaune machen als ein liebestolles Wiesel in der Unterbuxe.

Juni 2005

GAMMA RAY • Land of the free II


Melodic Speedmetal


Über den Sinn von Fortsetzungen von Musikalben kann man sich streiten. Während dem einen das textliche Konzept ziemlich wurscht und des Sequel reine Promotionkacke ist, freut sich der Bookletdurchleser ’nen Ast und benutzt Vokabeln wie "Konzeptkunst" oder "eine Brücke schlagen". Wie auch immer.

Ich gehöre allerdings zu ersterer Fraktion, so das ich dem neuesten Output aus dem Hause GAMMA RAY eher skeptisch gegenüberstehe. Gebranntes Kind scheut das Feuer und was z.B. HELLOWEEN und QUEENSRYCHE als zweifelhafte Weiterführungen ihrer Hitalben abgeliefert haben, kann man getrost unter "Guter Versuch, allerdings..." einordnen. Nicht beschissen, aber ob sie dieselbe Aufmerksamkeit unter anderen Titeln genossen hätten, darf bezweifelt werden. Nun haben die Gammastrahlen aus der Hansestadt weder ein "Operation Mindcrime", noch einen "Keeper..." vorzuweisen.

"Land of the free" war ein durchaus starkes Album und im Backkatalog der Band definitv eine Perle. Der zweite Teil ist so betrachtet durchaus kein Reinfall, es wird Gas gegeben und so ziemlich jeder Song ist für sich genommen ein starkes Stück. Das daraus noch lange kein Magnum Opus zu schrauben ist, sollte klar sein. So ist "Land of the free II" eine Scheibe, die auf dem Metalmarkt im Allgemeinen im oberen Drittel rangiert, im Bandkatalog aber eher Mittelmaß bleibt: keine Überraschungen und dazu eine eher maue Produktion, bei der das Schlagzeug bisweilen klingt, als würde jemand sein Nachtlager verkloppen.

Das können die besser!

Dezember 2007

HUMAN PARANOID • Stillborn resurrection


Thrash


Müssen die einen so erschrecken?
„Stillborn resurrection“ beginnt mit einem sommerlich – luftigen Slide auf der Hawaiigitarre, dann klingt’s nach Rockabilly. Aber Nein: nach dne Schrecksekunden gibt es Entwarnung. HUMAN PARANOID trümmern sich gewohnt hasserfüllt durch die 11 Tracks ihrer aktuellen Scheibe.
Wobei „trümmern“ nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Zwar schrauben die Vier das Tempo zu Anfang recht hoch, aber Eintönigkeit ist den humanparanoiden nicht ihres. Zwischen den Hochgeschwindigkeitspassagen wälzen sie sich durch monströse Grooves, ohne in Gefahr zu geraten, irgendwelche Moder Metal – Einflüsse zu nahe kommen zu lassen. Dazu keift und faucht Fronter Phil seine hasserfüllten Vocals, in denen er Kriegstreiber und Despoten zusammenstaucht, wenn man nicht gerade den Kollegen von LOST WORLD ORDER huldigt. Auch ihrem Bildungsauftrag kommen die HUMAN PARANOID wieder nach: wurde letztes Mal noch Gottfried Benn vertont, wird dieses Mal ein Aphorismus von Immanuel Kant aufgegriffen. Das die Jungs gerne mal über den Tellerrand schielen, beweist dann auch das abschließende „Shock blower“, das mit vollem Hammondorgel-Einsatz (!) aufwarten kann und dabei kein bisschen deplaziert klingt.
In Verbindung mit der amtlichen Produktion bisher der Höhepunkt der HP – Laufbahn und für Thrashfans absolut empfehlenswert.



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