Reviews MNO

Dienstag, 23. Dezember 2008

NEVERLAND • Schizophrenia


Progressive Powermetal

Manchmal kommt eine Band daher, mit der man nicht gerechnet hat und die es schafft einen durch Spielwitz und Qualität ohne große Anlaufzeit sofort zu begeistern.

So ging es mir beim Debüt der Schweizer Truppe NEVERLAND. 1999 fand sich die Band zusammen, es dauerte allerdings gute sieben Jahre, bis sich das heutige Line-up gefunden hat, um „Schizophrenia“ einzuspielen. Das die beiden Bandgründer Daniel Huber (git.) und Boris Stoll (dr.) sich während ihres Musikstudiums kennen lernten merkt man recht schnell. Bereits dieses erste Lebenszeichen klingt, als habe die Band seit ein oder zwei Jahrzehnten nichts anderes getan als amerikanisch klingenden Powermetal mit progressiven Einschlägen zu zocken.

Neun Songs lang ist kein Ausfall zu vermelden, im Gegenteil sind Songs der Marke “When darkness falls” und “Mysteria” echte Hits. Obwohl alles andere als kompakt und leichte Kost, wirkt kein einziger Track zu vertrackt oder überfrachtet. Die Keyboards sind schlüssiges Element und an keiner Stelle nervig. Um es kurz zu sagen: hier ist eine geile neue Band am Start, die jeder Genrefreund mal antesten sollte.

Schweizer Qualitätsarbeit sozusagen.

April 2007

NEGATIVE • Karmakiller


Modern Glamrock

So richtig durchsetzen konnte sich die neue Welle von Glamrockern zumindest in unseren Breitengraden nicht. Konzerte sind zwar gut befüllt mit feuchtschlüpferigen Teenagerinnen, aber der große Hype mit damit einhergehenden modischen Super – GAUs ist ausgeblieben. Vielleicht rockt Haarspray auch ohne FCKW nicht mehr so, keine Ahnung.

NEGATIVE gehörten von vorneherein zu den Durchbruchkandidaten und daran wird auch ihre neue Scheibe KARMAKILLER nix ändern. NEGATIVE verhalten sich zu Glam wie HIM zum Gothicmetal: einerseits ist der Wumms und die Attitüde (zumindest rudimentär) vorhanden, um auch gestandene Genrefans aufhorchen zu lassen. Andererseits ist ein Song wie "Sealed" so offensiv Pop, das es schon fast wehtut. Umso ärgerlicher, wenn man sich tagelang beim Refrain summen und Gut finden erwischt. Und sich das Ding dann doch noch mal gibt. Und noch mal.

Ganz klar: KARMAKILLER ist null dreckig, daran ändert auch "Motherfucker (just like you)" nichts, ein Song, den GUNS’N’ROSES nie geschrieben haben. Aber es macht einfach Hölle Spaß! Scheiß auf die Credibility! Holt euch ein Bier aus dem Kühlschrank, mixt euch einen bunten Cocktail mit Schirmchen und Obst drin, kippt alles zusammen und lasst die Kuh fliegen.

September 2008

NASHVILLE PUSSY • Get some


Rock'n'Roll

Als damals das PUSSY-Debüt „Let them eat pussy“ rauskam, war das eine Offenbarung. Fieser als HELLACOPTERS, ungezügelt wie die BACKYARD BABIES, aber nicht ganz so asig versoffen wie ANTISEEN. Eine großartige Mischung, die jede Rock’n’Rollparty ausarten ließ.

2005 ist nicht mehr allzu viel davon übrig. Für „Get some“ hat sich das Quartett den RAMONES-Produzenten Daniel Rey ins Studio geholt. Der hat der Band einen durchaus fetten, aber auch derbe underben Sound verpasst. Dazu kommt, das den Pussies anscheinend nix vernünftiges zum Thema Songwriting eingefallen ist. Nicht, das „Get some“ konsequent scheiße wäre, es ist nur so, das absolut keine Hitpotential besteht. Alle Songs sind solide, gut durcharrangiert und...gähn.

NASHVILLE PUSSY waren mal eine spannende Band, aber mit dem vorliegenden Album können sie weder den früheren Standard bestätigen, noch ihrem Sound irgendwelche neuen Aspekte zufügen. „Get some“ sind vierzig Minuten gut gemachten, aber so schon tausend Mal gehörten Rock’n’Rolls. Daran ändert die ziemlich vergurkte Ike & Tina Turner-Coverversion „Nutbush City Limits“ schon mal erst recht nichts. Komplettisten wird der Erwerb der Scheibe nicht wehtun, aber brauchen tut man das eigentlich nicht. Schade.

Dezember 2005

NAER MATARON • Discipline manifesto


Black Metal

Auch auf ihrem vierten Langeisen verstehen die Griechen keinen Spaß. Eine Stunde lang knüppeln sich NAER MATARON durch zornigen Blackmetal alter nordischer (!) Schule, das nur so eine Un-Freude ist.

Gleich der Opener "Extreme Unction" erfordert verschärftes Moshen und biestiges Grimassieren vor dem heimischen Spiegel. Das folgende Monster "blessing of sin" groovt wie Hölle, bevor dann etwas früh mit "For the new man" eine Atempause mit Athmo und Gelaber folgt. Das geht über drei Minuten, was deutlich Schwung raubt.

Die restlichen sechs Songs werden dann glücklicherweise ohne solch langen Pausen durchgebolzt. Das bei allem Gerase und Gewüte die geilen Gitarrenläufe und der fiese Bellgesang nicht auf der Strecke bleiben ist der guten Produktion zu verdanken.

Um es kurz und bündig zu sagen: wer auf SATYRICON, DISSECTION oder BATHORY steht hat hier legitime Nachfolger im CD-Schacht.

Rundum gelungen.

August 2005

MYSTIC PROPHECY • Savage souls


Speedpowermetal

Kennt ihr das: der Name einer Band ist euch geläufig, aber aus irgendeinem Grund wollt ihr nix damit zu tun haben, weil ihr was völlig falsches mit dem Namen verbindet (was euch aber nicht klar ist)? Das nennt man dann, glaube ich, eine astreine Freudsche Fehlleistung. Und manchmal möchte man sich dafür mit Anlauf selbst in den Arsch treten. Beispiel gefällig?

Mit dem Namen MYSTIC PROPHECY habe ich bisher drittklassigen Blackmetal verbunden, frag mich nicht warum. Muss ich wohl mal irgendwas in den falschen Hals gekriegt haben. Und in solchen Momenten passiert es dann, das solche Combos völlig an mir vorüberziehen. Bis man dann mal ein Rezensionsexemplar im Briefkasten hat. Und dann heißt es: da musst du durch. Da darfst du durch! Hölle, gleich der erste Track ballert mir astreinen Powermetal im Hochgeschwindigkeitsmodus um die Ohren. Hui, geil! Und gleich darauf mit „Master of sins“ einen astreinen ANGEL DUST – Chorus.

Soviel zum Thema Vorurteile. „Savage souls“ ballert dem geneigten Hörer klassischen German Metal um die Ohren, der sich irgendwo zwischen GRAVE DIGGER, GAMMA RAY oder eben ANGEL DUST zuhause fühlt, nur das man mehr und öfter auf die Tube drückt, ohne jedoch in Gewichse der Marke DRAGONFORCE abzurutschen. Agressive Moshparts wie in „Evil empires“ lassen außerdem eine Affinität zur amerikanischen Schule erkennen, manchmal klingt auch modernes der Marke NVERMORE durch.

Mit ihrem vierten Album werden sich MYSTIC PROPHECY definitiv in der oberen Riege des traditionellen europäischen Metalpantheon positionieren können. Fetter Sound, catchy Songs, kein einziger Ausfall und der geilste Hidden Track ever machen das Ganze zu einem runden Ding. Wenn sogar ein Depp wie ich das erkennt, dann steht dem Aufstieg eigentlich nix im Wege.

Februar 2006

MUNICIPAL WASTE • Hazardous mutation


Oldschool Thrashcore

Yeah, Richmond, Virgina, yeah, vier Jungs hauen auf die Kacke, das es nur so spritzt, yeah, oldschooliger Thrash mit Hardcoreeinschlag, schnell schnell, so Marke alte ANTHRAX, SUICIDAL TENDENCIES und D.R.I., cool, yeah, schnell schnell, so Marke hyperaktive Abrissbirne, geil geil, Cover von MEGADETH-Painter Ed Lepka, klar, ist logisch, yeah, MUNICIPAL wollen alles richtig machen, keine Experimente = keine Fehler, passt schon, yeah schnell schnell fräst sich die Scheibe in die Gehörgänge, yeah, dreckig, agressiv, punkig, passt schon, geile Sache, yeah und jetzt ein schönes kaltes Pils holen und dann...

...Stille...

... äh, yeah, oldschool halt, fünfzehn Songs in 26 Minuten, schon klar, yeah, oldschool, schade nur, das CDs inzwischen newschool Kohle kosten, yeah, geile Scheibe, kurze Scheibe.

Yeah.

August 2005

MÖTLEY CRÜE • Carnival of sins - Live


Glamrock

Nachdem Tommy Lee das Silikon aus der Diele gekratzt und Mick Mars aus der Eisernen Lunge gezogen worden war und Vince Neil wieder mal Geld brauchte, da war es Zeit für die CRÜE, mal wieder Reunion zu spielen und auf Tour zu gehen. Der „Carnival of sins“ wurde zum vollen Erfolg. Die Hallen platzten weltweit aus den Nähten und das Quartett feierte einen Triumph nach dem anderen. Und weil neues Material nicht in Sicht ist, war es nur logisch und absehbar, das „Carneval of sins“ auch in Form eines Silberlings in die Ladenregale wandert.

Das man zum Inhalt nicht viel sagen muss, ist klar. 23 Songs auf zwei CDs, den Abschluss bilden die Cover „Helter Skelter“ und „Anarchy in the U.K.“. Die Combo hat mächtig Feuer unterm Arsch und präsentiert sich in Bestform. Die Platte ruft einem in Erinnerung, warum MÖTLEY CRÜE eine der genialsten aller Glamrockbands war und was für großartige Songs in der Karriere der Band entstanden sind.

Wo nun liegt der Unterschied zum ’99er Album „Live: Entertainment or death“? „Carnival“ ist deutlich homogener als das sieben Jahre alte Sammelsorium. Wer also jenes noch nicht im heimischen Regal stehen hat oder einfach alles von MC haben muss, der kann beruhigt zu „Carnival of sins“ greifen. Value for money.

April 2006

MOTÖRHEAD • Better Motörhead than dead


Rock

"Besser Motörhead als tot." – Als ob einem das noch irgendwie gesagt werden müsste. So was fällt in die Kategorie "Binsenwahrheit". Das MOTÖRHEAD herrschen, wissen wir nicht seit gestern. Das zwei Livealben innerhalb kurzer Zeit einen faden Beigeschmack haben übrigens auch.

Bereits zum zweiten Mal nach der "Stage fright" – CD bzw. DVD wird die 30th – Anniversery – Tour des Kult-Trios zum Anlass für ein Livealbum genommen. Davon kann man halten was man will. Die Fakten: 23 Songs, teilweise die gewohnten Standards, aber auch das eine oder andere Schätzchen. Aufgenommen wurde das Ganze im Hammersmith Apollo in London. Da der Zeitpunkt der Aufnahme Mitte 2005 liegt wird das letzte Studioalbum "Kiss of death" naturgemäß ausgespart. Die Aufnahme geht in Ordnung (manchmal ein bisserl dosig), ebenso das Artwork der Doppel – CD. Man hat schon liebevolleres gesehen, aber auch liebloseres.

Wer schon "Stage fright" sein Eigen nennt, braucht dieses Album wohl eher nicht. Das Ganze hat einen etwas faden Beigeschmack. MOTÖRHEAD – Sammelvitrinenbesitzer können zugreifen.

Juli 2007


Weitere Reviews:

MOORGATE • Close your eyes and fade away


Dark/Deathmetal

MOORGATE kommen aus Schweden und haben sich 2003 in der heutigen Besetzung zusammengefunden und zelebrieren auf ihrem Debüt "Close your eyes and fade away" eine Melange aus düsterem Metal und Death, wobei der Schwerpunkt weniger auf Gebolze liegt. Vielmehr erinnert das Ganze an alte CREMATORY, PESTILENCE oder AMORPHIS. Dazu kommt eine Prise IRON MAIDEN in manchen Gitarrenläufen.

Das ist keine schlechte Mischung, wirkt aber auf CD noch etwas unausgegoren. Auf Dauer sind die 11 Tracks nicht eigenständig und spannend genug, um auf ganzer Länge zu überzeugen. Ganz großes Manko der Band ist die Rhythmussektion, die ziemlich uninspiriert rumdengelt und die durchaus interessanten Ansätze der Gitarren relativiert und die Band ins Mittelfeld runterdrückt. Dabei wären MOORGATE richtig gut, wenn sie mehr Punch im Sound (auch bei der Produktion) hätten und den MAIDEN – Einfluss weiter ausbauen täten. So bleibt ein eher unbefriedigender Bandstart. Da hilft auch das Gossip nicht, das die Band am 6.6.’06 gesignt wurde.

Januar 2007

MONSTER MAGNET • 4-way diablo


Rock

Dave Wyndorf ist dem Mnedikamententod noch mal von der Schippe gesprungen. Nach einer langen Auszeit kehrt er nun clean und wiederhergestellt mit MONSTER MAGNET auf die Bildfläche zurück. Und liefert ein erstaunlich luftig-lockeres und sehr spontanes Album ab.

Wyndorf hat sich scheinbar freigemacht, nicht nur von den Drogen. Frei von Zwängen, frei von Druck und frei von irgendwelchen Erwartungshaltungen. So ist "4 – way diablo" eine solide Karre mit Automatikgetriebe. Kein fieser staubiger Pick-up, zugegeben, aber ein Wagen auf den man sich verlassen kann und der sich immer noch bei Vollgas und auf dreckigen Pisten am wohlsten fühlt. Nur die Federung ist halt etwas weicher, die Sitze bequemer und im Kofferraum hechelt der Familienhund. Man wird ja auch nicht jünger.

So ist dem Fan alter Schule vieles bekannt, bis auf einige Industrial- oder Americana-Einsprengsel, die das Gesamtbild auffrischen. Wer erst mit dem Überhit "Spacelord" auf die Combo aufmerksam wurde, wird etwas irritiert von diesem Album sein. Aber auch die Fans, die neue Nachrichten vom Mars erwarten müssen sich umstellen. Das hier ist der Beginn der dritten Ära bei MONSTER MAGNET, wieder back to the roots, aber längst nicht mehr so zugekifft und abgedreht, aber dafür auch nicht auf der Suche nach dem nächsten Hit. Dies ist toll, dies ist MONSTER MAGNET. Ob es auch die Nachhaltigkeit der vorangegangenen Platten hat muss sich allerdings noch zeigen.

November 2007

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