Reviews STU

Freitag, 12. Dezember 2008

THUNDRA • Worshipped by chaos


Black Metal

"Norwegian extreme music will never be the same again!!!" Terry Pratchett hat mal geschrieben, das man sich ab zwei Ausrufezeichen Sorgen um den Geisteszustand machen sollte. Und auch sonst ist dieser Spruch aus der Platteninfo leicht übertrieben. THUNDRA sind definitiv gut, aber ob sie auch die Offenbarung sind...?

"Worshipped by chaos" ist das zweite Album der 1998 formierten Truppe um Stein Sund (ex-EINHERJER) und Harald Helgeson (ex-ENSLAVED). Die bürgerlichen Namen deuten schon den größten Vorteil an, der THUNDRA ausmacht: die Abgeklärtheit und das Unprätentiöse. Kein Pandafressen, keine Killernieten bis zur Zimmerdecke und den Schriftzug kann man auch lesen. Diese Einstellung spiegelt sich auch in der Produktion wieder: obwohl alles andere als simpel gestrickt kommen die Songs sehr klar rüber, man hat tatsächlich das Gefühl jeder Soundebene folgen zu können, was in der extremen Schiene selten genug ist. Sonst wird zwangsläufig immer irgendein Aspekt der Musik von anderen überrollt. Somit ist „Worshipped by chaos“ tatsächlich schon mal was besonderes.

Epische Songs wie "Feelings lost" befriedigen auch den traditionellen Hirsch- und Metfreund, während die klaren Vocals wie in "Shattered senses" oft angenehm an THE VISION BLEAK erinnern. Und obwohl die Aggression nicht zu kurz kommt hat vieles regelrechten Ohrwurmcharakter.

Februar 2006

THRESHOLD • The ravages of time - Best of


Progressive Metal

Zu THRESHOLD noch großartig was zu sagen, wäre wie Nachtvögel in die griechische Hauptstadt zu deportieren. Innerhalb von anderthalb Dekaden hat die Band nicht nur einige Besetzungswechsel durchgemacht, sondern auch Alben mit ständig wachsender Qualität rausgebracht. Zeit für einen Rückblick also.

"The ravages of time" ist im Gegensatz zu den meisten Best of – Zusammenstellungen ein vollkommen wertiger Output geworden. Auf zwei CDs verteilt werden jeweils die früheren Jahre und die aktuelle Schaffensphase beleuchtet, zum Teil mit Radio edit – Versionen die zeigen, das man auch als Progband kompakt rocken kann. Im fetten Booklet gibt es neben dem üblichen Rückblick auf die Bandhistorie auch alle Songtexte, Fotos und eine Auflistung nicht nur der aktuellen sondern auch der ehemaligen Bandmitglieder.

Das schicke Cover und die stimmige Zusammenstellung machen THRESHOLDs Hitcompilation zu einer der attraktivsten, die man finden kann. Die Band bleibt ihrem hohen Qualitätsstandard treu. "The ravages of time" ist unbedingt für alle Einsteiger zu empfehlen und auch Fans sind mit dem Teil sehr gut bedient.

November 2007

THIS IS HELL • Misfortunes


Hardcore

Metalcore ist ziemlich tot. Und wo er noch nicht in den letzten Atemzügen vor sich hin röchelt, da riecht der unseligste aller Hardcore-Hypes ever schon schwer nach ranzig gewordenem Achselschweiß. Erfreulich daran ist vor neben der Tatsache, das Hunderten Teenie-Tussen momentan klar wird, das Knast – Tattoos am Kehlkopf doch nicht so ganz zur Lebensplanung als Bankkauffrau konform gehen, das man die Schlagwörter "Hardcore" und "Metal" wieder in einem Atemzug nennen kann, ohne gleich den eine Weile allgegenwärtigen 08/15 – Schwedentod-Ballersound zu meinen.

So sind denn auch THIS IS HELL auf ihrem zweiten Album mehr "Hardcore" als "Metal". Mit einer ordentlichen Portion Aggression mischen sie Oldschool mit modernen Sounds der Marke SNAPCASE, NINE und bisweilen auch an NEUROSIS erinnernde Soundwände, ohne sich allerdings lange mit irgendwelchen Klangorgien aufzuhalten. Straight forward knallt "Misfortunes" aus den Boxen, das es eine helle Freude ist. Zudem gelingt THIS IS HELL das seltene Kunststück auf voller Länge des Albums abwechslungsreich und dennoch homogen zu rocken.

So macht Hardcore (endlich wieder) Spaß

Februar 2008

THESSERA • Fooled eyes


Progressive Metal

"Fooled eyes", das ist ein Synonym für optische Täuschungen. Und wenn man die Musik der Brasilianer hört und sich gleichzeitig Fotos von den Musikern ansieht, glaubt man durchaus seinen Augen nicht ganz trauen zu können. Denn THESSERA sind ein Sextett aus sehr jungen Musikern und ihre Mucke ist dermaßen professionell und abgeklärt, das man dafür schon allein den Hut ziehen muss.

In bester Prog-Tradition erzählen THESSERA auf ihrem Erstling eine Konzeptgeschichte. Während derer schicken sie den geneigten Hörer auf eine Reise durch das Land der Musik. Hauptsächlich beim mittelharten Progressive Metal verwurzelt schrecken die Südamerikaner auch nicht vor Latinoklängen, Jazz, Pop und Fusion zurück. Dabei bleiben sie dennoch stets nachvollziehbar. Im Großen und Ganzen vielleicht eines der besten Prog – Debüts der vergangenen Monate, aber keines, das man nebenher hören kann. Hier muss man sich schon hinsetzen und auf die Musik einlassen. Aber wer so Musikgenuss definiert, der ist bei THESSERA goldrichtig.

Januar 2007

THE MORE I SEE • The wolves are hungry


Modern Thrash

Eine komische Platte: erst habe ich sie gehasst, als zerfahren und trendgeil verteufelt, aber mit jeder Drehung, die der Silberling in meinem Player macht, wächst die Erkenntnis, das ich THE MORE I SEE Unrecht getan habe.

Inzwischen mag ich die Platte sogar recht gerne. Gerade mal zwei Jahre gibt es die Band und darin mag auch mein anfängliches Widerstreben begründet sein. In der Info der Plattenfirma werden als Einflüsse Cave In, Tool, Anthrax, Alice In Chains, Soilwork, Metallica, Thursday und In Flames genannt. Das sind zuviele Köche für einen einzigen Brei. Und anfänglich mag man dieser Liste bedingt zustimmen. Beim Opener treffen Anthrax auf System of a Down, danach rutscht man in Emocoregewässer, um schließlich bei rockigen Alice in Chains zu landen. Ein Wust, der scheinbar keine Einheit zu bilden vermag.

Gibt man dem Album dann aber noch eine zweite und dritte Chance streicht man eine Vorbildband nach der anderen von der geistigen Liste, bis schließlich nur neuere Anthrax übrig bleiben. Homogen ist das ganze dadurch immer noch nicht, aber es formt sich langsam ein Bild. Gelegentliche Ausflüge in Emocore und NuRock/NuMetal-Gefilde bleiben im Rahmen und sind eher das Werk der Produktion (Andy Sneap).

So ultramodern sind TMIS gar nicht. Wenn der mehrstimmige Gesang einsetzt erinnert man sich sogar an Lillian Axe und alleine klingt Fronter Gizz Butt wie ein zweiter John Bush. Nicht sensationell, aber ein sehr gutes Debüt einer noch so neuen Band.

September 2004

THE MAN FROM THE MOON • Rocket attack


Hardrock

Im Booklet heißt es: "Performer: The man from the moon". Hu, wie geheimnisvoll. Oder jemand wollte hier seinen Namen nicht drunter setzen, weil’s ihm peinlich wäre. Dafür hätte er/sie/es mein vollstes Verständnis.

"Rocket attack" ist nämlich ein Blindgänger. 08/15 – Hard Rock alter Schule, einfallslos arrangiert und mit einem teils beliebigem, teils nervtötendem Gesang unterlegt. Nee, da laufen zig talentierte Bands rum und dann wird so was gesignt. Warum?

Juli 2008

Dienstag, 9. Dezember 2008

SYMPHONY X • Paradise Lost


Progressive Powermetal

Wenn Miltons "Paradise Lost" zitiert wird ist nicht gerade eine Party im Busch. Endzeit ist angesagt. So wundert es nicht weiter, das der neueste SYMPHONY X - Output düster und heftig ausgefallen ist.

Gekonnt vermeiden sie es in allzu kitschige Gefilde abzudriften wie die meisten ihrer Kollegen. Das trotz Gitarrengegniedels und Keyboardpomp keine peinlich anzuhörendes Gebräu gemixt wird ist vor allem Frontmann Russel Allen zu verdanken, dessen Organ angenehm erdig klingt. Zudem sorgt die aggressive Schlagseite von "Paradise Lost" für einen genreunüblichen Punch, der durch moderne Elemente (wie z.B. bei "Domination" zu hören) noch aufgewertet wird. Wem NEVERMORE oder ICED EARTH zu amerikanisch und RHAPSODY OF FIRE oder SONATA ARCTICA zu tuntig klingen, der ist mit "Paradise Lost" gut bedient. Empfehlenswertes Hörfutter.

Juli 2007

SYCRONOMICA • Paths


Black Metal

Was ich ja absolut hasse, sind diese bescheuerten Schriftzüge, die absolut kein Aas lesen kann. Und dann wundern sich die Bands, warum sie niemand kennt. Selber schuld! Beenden wir doch bitte diese bekloppte Mode.

Der Name ist also SYCRONOMICA, was sich irgendwie nach Turnschuhen anhört. Das Cover ziert stilecht eine gar frostige Landschaft, die Songs heißen „Something from the north“, „Lost“, „Vampiric dances“ und so. Alles evil also? Nicht wirklich.

SYCRdingsbums spielen zwar astreinen nordischen und durchweg auch nicht schlechten Black Metal, aber irgendwie möchte man ständig dazu setzen: für Anfänger. Da klimpert das Klavier gar lieblich dazwischen, da versteht man den Text zum deutschen „Durch das Geäst“ Wort für Wort, da kann man die Arrangements mit verbundenen Ohren vorhersagen. Wie gesagt, alles gut gemacht und ordentlich produziert. Aber wer auf die Kacke haut soll gefälligst stinken. Das ist mir einfach zu sauber alles. Wer schon immer eine Einstiegsplatte für Black Metal gesucht hat, aber CRADLE OF FILTH zu doof und DIMMU BORGIR zu orchestral fand, kann ja mal in „Paths“ reinschnuppern. High-End – Belanglosigkeit der Marke CREMATORY. Komische Sache, das.

Januar 2005

SWORN • The alleviation


Black Metal


Ei der Daus! Während sich die eine Riege der Schwarzheimer auf ihre dunkeldreckig rockenden Wurzeln besinnt, entdecken die anderen ihre progressiven Adern. So auch SWORN.

Gleich der einführende Titeltrack überrascht den geneigten Stumpfsinnhasser mit klaren Speedmetalriffs. Kein Scheiß, trotz fiesem Gekeife, Highspeed - Attacken und einer angenehm düsteren Atmosphäre schleichen sich immer wieder deutliche Elemente ein, die man eher bei einer Band wie, ähem... HAMMERFALL erwarten würde. Da staunt der Laie. Damit könnten sich SWORN durchaus in der oberen Riege der Extremmetaller etablieren, denn ihre Sound vereint die Biestigkeit des Black Metal mit der treibenden Kraft des Powermetal.

Auf jeden Fall eine feine Sache und man darf gespannt sein, ob sich die Truppe auch live durchsetzen kann, denn bei SWORN handelt es sich nicht um eins der zahlreichen Waldhütten-Duo-Projekte, sondern um eine Band aus fünf Mal Fleisch und Blut. Einstweilen kann man "The alleviation" wärmstens empfehlen, auch wenn die etwas schmal geratene Spielzeit von nur 35 Minuten etwas schmerzt.

Dezember 2007

SUFFOCATION • Suffocation


Death

SUFFOCATION sind im Haus. Im Falle ihres neuen Outputs ist das allerdings keine gute Nachricht für die Bewohner des betreffenden Hauses, denn die Immobilie dürfte dieses Abrisskommando nur schwerlich heile überstehen.

Ein selbstbetiteltes Album hat auch immer etwas von Minimalismus und Reduzierung aufs wesentliche. So auch im Falle "Suffocation". Zehn Tracks plus Intro, die ohne Experimente und Spielereien klarmachen, das diese Bands eine der wichtigsten Deathmetalcombos überhaupt ist. Technisch auf höchstem Niveau, clever arrangiert und trotzdem nachvollziehbar. Gerade letzteres ist bei Knüppelbands ja eher selten der Fall. Doch hier bleiben einige Songs sofort hängen, wie das Monstrum "Creed of the infidel" mit dem Schlachtruf "Kill or be killed", eine Zeile wie geschaffen für den Brüllchor in der ersten Reihe.

In solchen Fällen spricht man ja gern von Beständigkeit und hochklassiger Routine, aber im Falle "Suffocation" kommt noch ein Faktor hinzu: hier treffen Erfahrung und frische Spielfreude aufeinander, wie man sie von einer solchen Institution kaum erwarten könnte. Nicht zuletzt das macht "Suffocation" schon jetzt zu einem der Topalben des Jahres.

September 2006

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

J.B.O.
Ich muss dem Schreiberling leider zustimmen. Ich war...
Angelus Tenebrarum (Gast) - 22. Jan, 01:30
Na ja...
...wenn ein Satz wie "Wenn man schon einen ausgelatschten...
Becks (Gast) - 15. Aug, 22:55
So siehts aus...
Ich kann mich deiner Rezension leider nur anschließen...
Tobi (Gast) - 4. Jun, 14:09
MANIA • Forces of evil
Thrash Thrash ist wieder salon- bzw. konzertsaalfähig...
Metal OWL - 25. Dez, 18:42
Path of golconda • Return
Dark Metal/Swedish death Hoppla, ist das Satyr,...
Metal OWL - 25. Dez, 18:35

Suche

 

Status

Online seit 6039 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 22. Jan, 01:30

Credits


@ mySpace
Metalforum OWL
News & Interna
Ortstermin
Reviews ABC
Reviews BÜCHER
Reviews DEF
Reviews DVDs
Reviews GHI
Reviews JKL
Reviews MNO
Reviews PQR
Reviews STU
Reviews VWXYZ
Termine in OWL
Über METAL OWL
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren