Reviews STU

Mittwoch, 3. Dezember 2008

SLAVE TO MISERY • Technical paradise


Progressive Thrash

Schon fast eine Coole-Sau-Aktion, gleich mit einem instrumentalen Song anzufangen. Das mag diejenigen abschrecken, die mit Prog so gar nix anfangen können. Aber erst mal langsam mit den jungen Pferden.

Es gibt zwei Arten von Prog-Bands:
- diejenigen, die sich in ewig langen Wichsorgien auf ihren Instrumenten ausleben
- und solche, die technische Finesse mit rockenden Songs verbinden.

Zu letzteren gehören Slave to Misery. Primär verfolgen die Songs von Technical Paradise einen eindeutig thrashigen Faden, der relativ unaufdringlich mit Feinheiten ausgestattet wird. Dazu rockt das Ganze auch noch sehr schön.

Einen hohen Identifikationsfaktor hat vor allem der Gesang von Fronter Dennis, der schwer an Ville Laihiala von SENTENCED erinnert. Das gibt dem ganzen eine sehr eigene Note.

Leider können die einzelnen Songs nicht mit einem großartigen Ohrwurmcharakter aufwarten. Auch nach mehrmaligem Hören bleibt kaum ein Riff hängen. Andererseits macht es Spass, sich das sehr solide produzierte Album komplett anzuhören, was vielleicht auch eher im Sinne der Erfinder ist.

Wer auf eine technisch einwandfreie Mischung aus THRESHOLD und SENTENCED steht sollte definitiv zugreifen.

November 2004

SHIVA • The curse of the gift


Gothic Heavyrock

Bei dem Bandnamen SHIVA habe ich schon schlimmste Esoterikkacke befürchtet, aber das skandinavische Sixpack betätigt sich eher in düster-romantischen Gefilden.

Gebaut wird die Musik rund um die Stimme von Sängerin Anette Johansson, die ihre simpel gestrickten Texte durchaus mit ordentlich Power ins Mirko trällert. Leider fällt das Songwriting eher in die Kategorie "Möchtegern". Es klingt als hätte eine Hardrock – Coverband sich irgendwann mal vorgenommen: "Komm, wir machen jetzt eigene Songs und es soll Gothic werden, damit verdienen wir ’ne Schweinekohle." Schwups, ging’s in den nächsten C&A, schwarze Lederhosen und Mäntel und Hemden kaufen. Leider reicht eine gewisse Kompetenz und ein Kursbuch nicht, um authentisch zu sein.

In ihren besten Momenten klingen SHIVA instrumental nach NIGHTWISH, wenn auch auf simplerer Ebene. Ansonsten regiert eine sehr einfache Mixtur aus Heavy Riffs und Keyboardteppichen. Nichts was wirklich schlecht wäre, nichts was nervt und manchmal bleibt durchaus ein Refrain hängen ("Curse of the gift", "A black widow"). Zudem ist die Stimme von Mrs.Johansoon wirklich eine Marke. Aber es bleibt der schale Nachgeschmack, das dies alles ein musikalisches Äquivalent zur gehäkelten Klorollenabdeckung ist. Scheiß egal, ob mit schwarzer Wolle fabriziert, gehäkelt bleibt gehäkelt. Ein bisschen mehr Natürlichkeit und mehr Besinnung auf dem Faktor Rock, dann kann da was draus werden. Aber "Course of the gift" wird in dieser Form ein paar mal gehört und verstaubt dann im CD-Regal.

Dezember 2006

SATYRICON • The age of Nero


Black Metal

Satyr und Frost machen da weiter, wo sie mit ihrem letzten Album aufgehört haben: sie reduzieren Black Metal auf das ursprüngliche, dem dreckigen Rock nahe beißwütigem Stinktier, verpassen ihm einen satten Groove und klare Songstrukturen. Ballast wie Keyboards und bombastische Chöre sucht man vergebens. Das hier ist pur, dreckig und: Geil.

Szenepolizisten werden sich vermutlich an Satyrs neuem Hang zu kurzem gegeltem Haupthaar und schlichtem Klamottenchic hochziehen, aber der Typ ist mit seiner Pilotenbrille immer noch bedrohlicher als 98% der angemalten Elchschubser, die sonst durch verdunkelte Proberäume stolpern. Und auch sein Organ ist mal wieder direkt dem Gehörnten aus den Stimmbändern gerupft. Acht Songs lang kotzt er sich über unsere Ära des Verfalls und Unterganges aus, dem Albumtitel zufolge fatal an das dekadente untergehende römische Imperium erinnernd. Hier ist keine Hoffnung mehr zu erwarten, der Bote des Todes ist eine "Black crow on a tombstone". Sperriger Titel und wer es schafft, so was zu einem unverschämt eingängigem Refrain zu schmieden gehört zu Recht zur Speerspitze des finsteren Metal. Irgendwelche Imageattitüden fallen hier nicht weiter ins Gesicht: "My skin is cold", "Last man standing" oder "Die by my hand" sind einfach klare Ansagen. Wir tanzen die Apokalypse, wackeln dabei mit dem Arsch, schütteln das Haar und SATYRICON liefern den Soundtrack dazu. So herrlich trostlos kann Partymusik sein. So unterhaltsam sind Hass und Verzweiflung.

Hätte ich Kinder, die so was hören, würde ich mir ernsthaft Sorgen machen. Und das meine ich als Kompliment.

Samstag, 15. November 2008

SEPULTURA • Live in Sao Paolo


Thrash

Nennt mich einen revisionistischen Meckerpott, aber meiner Meinung nach haben SEPULTURA mit dem Weggang von Max Cavalera ihre Existenzberechtigung verloren. Seither dümpeln die Brasilianer auf einem Mittelklasseniveau herum, das Altfans das Pipi in die Glubscher treibt. Nun also ein Livealbum.

Vor heimischer Kulisse wird ein Querschnitt aus allen Schaffensphasen geboten, der beeindruckend beweist wie unfähig Mr.Green ist, seinen Nachfolger zu ersetzen. Stimmlich ist der Brüllwürfel zwar gut dabei, aber wie Charisma geht, hat ihm noch keiner erklärt. Aber nicht nur seine uninspirierte Performance stellt die Notwendigkeit von „Live in Sao Paolo“ in Frage. Die Songs werden im Allgemeinen stumpf runtergerissen, Variationen (die bei dieser Band eigentlich eine Performance auf der Bühne ausmachen sollten) kann man mit der Lupe suchen.

Und zum guten Schluss: die Doppel-CD kommt auf eine Gesamtspielzeit von gerade mal achtundsiebzigeinhalb Minuten. Zieht man das fast fünfminütige dämliche Intro ab, hätte man die Platte locker auf einem einzigen Silberling packen können. Dazu kommt ein Booklet, das aus einem einfachen Faltblatt besteht und dessen Collage im Tray noch mal verwandt wird. Arm, ganz arm. Nur für Komplettisten.

Januar 2006


Weitere Reviews:

SEPULTURA • Dante XXI


Thrash

Bei “Live in Sao Paolo”, dem Konzertmitschnitt, der gerade mal einen ausgedehnten Hustenanfall vor „Dante XXI“ erschienen ist, habe ich noch prophezeit, das von SEPULTURA irgendwie nix Interessantes mehr kommen kann. Und zackoflex muss ich mich korrigieren.

Zumindest ist „Dante XXI“ längst nicht so belanglos, wie ich befürchtet hatte. Sowohl vom Energielevel als auch beim Songwriting haben die Jungs eine ordentliche Schippe im Vergleich zu den gähnigen Vorgängern zugelegt. Sogar Derek Green, den ich bisher als akustisches Valium wahrgenommen hab kann durchaus mal punkten. Zwar hat er immer noch keine wirkliche eigene Klangidentität, aber in seinem Rahmen liefert er auf dem aktuellen Scheibentoast seinen bisher besten Job ab. Bisweilen klingt er inzwischen wie Phil Anselmo, was ja nicht das schlechteste ist.

Generell würde ich durchaus die These wagen, das „Dante XXI“ das beste Album der Post-Max-Cavalera-Ära ist. Der Sound besinnt sich deutlich auf die Zeiten von „Arise“, nur das die Band inzwischen nicht mehr aus Twens besteht. Thematisch hat man sich denn auch auf einen Stoff gestürzt, der erst mal nach ziemlich viel Gewicht klingt: die Texte basieren auf der „Göttlichen Komödie“ von Dante Alighieri. Wer schon mal versucht hat, das Ding zu lesen, weiß was für ein gereimter Klotz dahintersteckt. SEPULTURA transponieren das Ganze ins 21.Jahrhundert.

Wer jetzt ein hochintellektuelles Progrockkonzeptalbum erwartet könnte schiefer nicht gewickelt sein. Noch mal oben gucken: „Arise“ und so...
„Dante XXI“ ist im Gegenteil ein schnelles, unprätentiöses Hassmonster geworden, das ich so von der Combo nicht mehr erwartet hätte. Elf Songs plus Zwischenspielen erreichen gerade mal eine Spielzeit von vierzig Minuten. Trotzdem gibt es nicht die ganze Zeit Vollgas. Bei Songs wie „False“ wird gegroovt wie Hölle, dazu erklingen gar dramatisch Hörner, „Ostia“ scheint NEUROSIS zum Paten zu haben und der Punker „Crown and miter“ wird von einem Cellosturm eingeleitet. Zum Schluss gibt es dann mit „Still flame“ die SEPULTURA – typische Tribaleinlage.

Kein Jahrhundertalbum, aber mit „Dante XXI“ haben sich SEPULTURA vom Schatten ihres ehemaligen Frontmanns freigemacht. Wenn sie darauf aufbauen kann die dritte Phase ihrer Geschichte beginnen.

März 2006


Weitere Reviews:

S.C.I.D. • Fucked beyond recognition


Deathgrind

Man freut sich ja immer, wenn eine Band aus der Region mal einen Deal kriegt und sei es auch nur bei irgendeinem dubiosen Wohnzimmerlabel aus Ennepetal. S.C.I.D. haben es quasi klammheimlich geschafft sogar bei einer Firma in den US of A unterzukommen. Cool, wa?

Via UNDERGRIND werden zwei EPs auf dem Output "Fucked beyond recognition" zusammengefasst rereleased. Der Name des Labels ist Programm. Das Duo knüppelt sich durch 11 Tracks mit so schönen Titeln wie "Cumplicated", "Cunt wait until tonight" oder "Queen for a day, cunt for a lifetime". Aber statt völlig hirnfreiem Porngrind addieren S.C.I.D. ein fettes Pfund Death und Aggression dazu. Gerade letzteres unterscheidet das Duo von Genrekollegen, denn hier klingt echte Angepisstheit mit durch und nicht nur die Motivation “Wir erschrecken jetzt mal unsere Omma!“. Ebenfalls eher untypisch sind gute Songarangements und mit "C.L.I.T." das Prügeläquivalent zum Mitsingrefrain, so dass selbst eingefleischten Grinddooffindern ein Reinhören wärmstens ans Herz gelegt werden kann.

Juni 2006

SAXON • The eagle has landed Pt.III


Heavy Rock

So oft, wie SAXON in unseren Gefilden unterwegs sind, könnte man den Eindruck gewinnen, England wäre das deutsche Bundesland, das nördlich von Schleswig - Holstein liegt. So verwundert es auch nicht, das ein Großteil des Livematerials ihres dritten Live-Albums in Dschörmanie aufgenommen wurde.

Im letzten Jahr sorgten die Briten für reihenweise feuchte Lederbuxen. Die Rückkehr ihres Drummers Nigel Glockner, der Jörg Michael ersetzte, nahmen sie zum Anlass eine Oldschool - Tour zu fahren, auf der sie ausschließlich Songs ihrer ersten Alben und davon diverse fast vergessene spielten. Diesen Teil nimmt CD 1 des neuen Adlerscheibchens in Anspruch. CD 2 wiederum stammt von "normalen" Touren des Jahres 2004, wo Jörg Michael noch die Trommelstöcke schwang und Songs ab dem "Solid ball of rock" - Album (1991) aufgenommen wurden.

Was generell wie ein interessantes Konzept klingt geht leider etwas in die Hose: zwar ist es interessant, die Songs der frühen Achtziger mit denen der letzten Phase seit ihrem Comeback zu vergleichen. Die Klassiker knacken gut und die neueren Songs verraten einen gesteigerten Härtegrad. Aber man merkt dem Doppelalbum die Stückelung an. In neun Städten wurde das Material mitgeschnitten und teilweise sehr hektisch aneinander gefügt. Dazu kommt eine Soundqualität, die einer Band dieser Größenordnung eigentlich besser gelingen müsste. Und auch wenn Biff mal wieder kreuzsympathisch rüberkommt ("Jawohl, mein Kameraden" , Engländer dürfen sowas), Liveathmosphäre geht anders. Vom Publikum hört man auch nicht soviel. So bleibt ein zwiespältiges Live - Dokument einer guten Band, das dem Fan durchaus ans Herz gelegt werden kann, aber Otto - Normal- Verbraucher sollte sich doch eher überlegen, ob ihm das die Kohle wert ist, weil es doch zu sehr nach Schnellschuß klingt. Für das Geld kriegt man nämlich auch ein Konzertticket. Und die nächste SAXON - Tour kommt bestimmt.

Juni 2006

Weitere Reviews:

SAXON • Lionheart


British Heavy Metal

Ein Vierteljahrhundert sind die ollen Inselopas nun schon aktiv. Grosse Klassiker haben sie fabriziert und so langsam häuft sich graues Haar und Falten im Gesicht. Also sagt man: "Lass mal machen die Herren, schlecht sind sie ja nicht."

Da fällt einem auch nicht das Herz in die Hose, wenn der aktuelle Release im Postkasten liegt. Platte Nummer xy halt, was soll da schon groß kommen? In den CD-Player geschmissen, Regler hoch und ab in die Wanne.

Und WHOMM! fallen einem fast die Fliesen ins Becken. "Witchfinder General" eröffnet die Platte mit Hochgeschwindigkeit und vollem Druck. Großartig und kein Einzelfall. Saxon geben Gas. Aber so richtig.

Nach einer Dreiviertelstunde hatte ich nicht nur das Bad geflutet, sondern auch eine neue Lieblingsplatte. Straffes Tempo, geile Songs und eine formidable Produktion machen "Lionheart" für mich zu einem der Topalben des laufenden Jahres, im klassichen Metalbereich vielleicht sogar die Nr.1. Absolute Kaufempfehlung.

P.S. Wie krieg ich jetzt die Seife von der Zimmerdecke?

August 2004


Weiter Reviews:

SAMORRA • Religion of the unbroken


Heavy Rock/Metal

Wenn man von der Aufmachung einer CD ausgehend modernen Metal oder Crossover erwartet, dann sieht man sich im Falle SAMORRA arg getäuscht.

Kernigen Hardrock mit gelegentlichem metallischen Einschlag haben sich die vier Deutschen auf ihre Fahne geschrieben. Leider ist das ganze trotz der interessanten und sehr coolen Stimme von Fronter Axel alles ziemlich vorherseh- und austauschbar. Dabei besitzen SAMORRA hie und da durchaus Dampf und ein Händchen für eingängige Songs. Bestes Beispiel dafür ist der eröffnende Titeltrack. Unterm Strich bleibt jedoch nur ein gut gemachtes Album, das man sich gut anhören kann, aber nur für eine Handvoll Durchläufe im Kurzzeitgedächtnis verweilt, bevor es im Regal zustaubt.

November 2007

SAGA • 10.000 days


AOR

AOR. "Adult orientated rock". Nahezu ein Schimpfwort. Das klingt nach 80er Radiomucke, nach Beliebigkeit, Saxofon und Nerv-Keyboard.

Gut, das Keyboard haben SAGA auch. Dennoch sind sie von allen AOR – Acts einer der wenigen anhörbaren. Zumal sie mit ihren Veröffentlichungen am Fließband den Fleißbonus abziehen. "10.000 days" heißt ihr neuestes Werk, Reminiszenz an ihre drei Jahrzehnte währende Karriere (zehntausend Tage entsprechen 27 Jahren und ca.140 Tagen, je nach Schaltjahren). In gewohnt hoher Qualität wird gegniedelt, gerockt und geschmachtet, vornehmlich in technisch hochklassigen, aber härtetechnisch seichtesten Gewässern. Das ist Rock für die ältere Generation oder sensiblere Naturen, die mit Gelärme nicht soviel anfangen können.

Ganz ehrlich: mein Jagdrevier ist das nicht. Dennoch kann ich sagen, das "10.000 days" ein weiteres gutes SAGA – Album geworden ist, an dem Genrefans wohl nix zu meckern haben dürften.

Dezember 2007

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

J.B.O.
Ich muss dem Schreiberling leider zustimmen. Ich war...
Angelus Tenebrarum (Gast) - 22. Jan, 01:30
Na ja...
...wenn ein Satz wie "Wenn man schon einen ausgelatschten...
Becks (Gast) - 15. Aug, 22:55
So siehts aus...
Ich kann mich deiner Rezension leider nur anschließen...
Tobi (Gast) - 4. Jun, 14:09
MANIA • Forces of evil
Thrash Thrash ist wieder salon- bzw. konzertsaalfähig...
Metal OWL - 25. Dez, 18:42
Path of golconda • Return
Dark Metal/Swedish death Hoppla, ist das Satyr,...
Metal OWL - 25. Dez, 18:35

Suche

 

Status

Online seit 6049 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 22. Jan, 01:30

Credits


@ mySpace
Metalforum OWL
News & Interna
Ortstermin
Reviews ABC
Reviews BÜCHER
Reviews DEF
Reviews DVDs
Reviews GHI
Reviews JKL
Reviews MNO
Reviews PQR
Reviews STU
Reviews VWXYZ
Termine in OWL
Über METAL OWL
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren